Anmerkung zu Capitel 6. 413
Abschluß Osterreich und Italien, beide ungerüstet, sogleich in den Krieg
verwickelt worden wären. Statt dessen entwarf man einen Bundes-
vertrag zwischen Osterreich und Italien auf Neutralität, schleunige
Rüstung, darauf im September bewaffnete Vermittlung, ganz wie
oben bei Gramont, zuletzt Kriegserklärung gegen Preußen, voraus-
gesetzt, daß eine französische Armee dann in Süddeutschland stehe.
Darüber habe man vom 20. Juli bis zum 4. August verhandelt. Da-
nun damals die französische Armee nicht in Süddeutschland stand,
sondern bei Wörth geschlagen wurde, habe man von dem Vertrage
nichts mehr gehört.
Auf die Frage, ob der VBertrag ratificirt worden wäre, hatte er
keine bestimmte Antwort. Auf die Frage, ob er den Text vorlegen
könne, erwiderte er: nein, ich habe ihn nicht.
Ein wohl unterrichteter Zeuge ist er also keineswegs. Er unter-
scheidet sich von Gramont dadurch, daß er dessen Verhandlung mit
Vitzthum nicht auf den 24., sondern auf den 15. setzt, wo Vitzthum
freilich noch in Paris war, aber, wie wir wissen, mit Gramont über
einen Bundesvertrag nicht unterhandelt hat, und daß er an dieser nicht
stattgehabten Unterhandlung auch die Italiener Antheil nehmen läßt.
Im Frühling 1878 publicirte der Prinz Napoleon über die Alli-
anzen von 1868 und 1870 einen Aufsatz, um die Behauptung zu er-
härten, es sei jedes Mal der Abschluß an der römischen Frage ge-
scheitert. Napoleon's Fürsorge für den Papst habe also Frankreich
die beiden Provinzen Elsaß und Lothringen gekostet.
Dagegen erhob sich der eifrig klerikale Gramont. Er räumte ein,
daß es 1869 so geschehn. Aber 1870 sei Napoleon über Rom mit
Italien zur Einigung gelangt, und so hätte nicht das Verhältniß zum
Paypste, sondern nur die Schnelligkeit des deutschen Siegeslaufes dem
Kaiser die Hülfe Osterreichs und Italiens entzogen und damit Frank-
reichs Unglück entschieden.
Dies war ein neues Thema, und so erhielten bei Gramont dem
entsprechend die erlebten Ereignisse eine neue Gestalt.
Zunächst meldet er, nach dem Beginn des Kriegs habe Napoleon
die Abberufung seiner Truppen aus dem Kirchenstaat beschlossen, und
dies dem König Victor Emanuel angeboten, wenn derselbe nach dem
Septembervertrag von 1864 auf's Neue verspreche, den Kirchenstaat