Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

Anmerkung zu Capitel 5. 415 
lichen Bundesentwurfs. Allein hier erwachsen Bedenken anderer Art. 
Beust hat in seinen Memoiren auf das Bestimmteste erklärt, daß 
Metternich zu solchen Vorschlägen niemals Auftrag oder Vollmacht 
gehabt, und in der That hat Beust selbst am 25. Juli das von dem 
französischen Botschafter in Wien angebotene Bündniß peremtorisch 
abgewiesen. Nigra aber hat öffentlich gegen die Behauptung des 
Prinzen Napoleon protestirt, daß er der französischen Regierung Aus- 
sichten auf italienische Waffenhülfe eröffnet habe; das sei niemals 
geschehn. 
Also eine Conferenz mit vier Bevollmächtigten, von denen zwei 
über hundert Meilen weit entfernt und die beiden andern nicht bevoll- 
mächtigt waren. 
Jede weitere Kritik wäre überflüssig. Diese Pariser Berhandlungen 
haben, wie wir schon vorher bemerkt, niemals existirt. Wir sind aber 
noch nicht zu Ende. 
Gleich nach Empfang des Beust'schen Briefs, worin nicht bloß der 
Abzug der Franzosen aus Rom, sondern über den September-Vertrag 
hinaus das Einrücken der Italiener gefordert war, sandte, wie oben 
berichtet ist, Gramont am 23. Juli ein Telegramm nach Florenz, 
worin er eine amtliche Anerkennung des September-Vertrags durch 
das Ministerium als Bedingung für den Abzug der französischen 
Truppen forderte. Um den letztern zu erlangen, gab das Ministerium 
die begehrte Anerkennung, proclamirte zugleich aber Italiens Neu- 
tralität im Krieg und bestimmte auch den König, ruhig abzuwarten, 
ob Napoleon für die Waffenhülfe nicht bessere Bedingungen böte. 
Gramont, nach dessen Programm Italien ja auch seinen Weg zum 
Schlachtfeld mit der Erklärung der Neutralität beginnen sollte, war jetzt 
der Erlangung des Bündnisses vollkommen sicher. Als er am 28. Juli 
aus Florenz die Anerkennung des September-Vertrages erfuhr, war 
der letzte Stein von seinem Herzen genommen: er erwartete jetzt Tag 
auf Tag die Unterzeichnung des Kriegsbundes. Und wieder erschuf 
er sich aus der Unerschütterlichkeit dieser Vorstellung ein Bild der Er- 
eignisse, welches er dann der Nachwelt mit magistraler Sicherheit als 
authentische Geschichte überliefert hat. 
Vom 28. Juli ab, berichtet er uns, wo in Florenz die Aner- 
kennung des September-Vertrags sestgestellt wurde, sei dort die Ver- 
handlung über die Ausführung der in Paris am 18. geschlossenen 
Übereinkunft rasch und glatt bis dicht vor die Unterschrift geführt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.