Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

1868 Petroleumzoll. 43 
zunächst erschienen alle die Gründe, die gegen diese in das 
Feld geführt worden, hier in vollem Umfange wieder: die 
Mangelhaftigkeit des Beweises für das finanzielle Bedürfniß, 
der nur durch das Studium des vollständigen nächsten 
Budgets für Bund und Staat geliefert werden könne; so- 
dann die Wahrscheinlichkeit, daß durch die Herabsetzung der 
übrigen Zölle kein Ausfall, sondern ein vermehrter Verbrauch 
und dadurch ein Gewinn der Zollcassen entstehn würde; 
ferner die Gehässigkeit, daß auch hier wie durch jede indirecte 
Steuer der arme Mann in stärkerem Maße als der Reiche 
belastet würde, endlich die politische Unmöglichkeit für das 
Zollparlament, dauernde Einnahmen zu bewilligen, über 
deren Verwendung ihm kein Aussichtsrecht zustehe. Ich stimme, 
sagte der Führer der bayerischen Nationalpartei, Marquard 
Barth, gegen jede Bewilligung, damit der Bundesrath ge- 
nöthigt ist, uns im nächsten Jahre wieder zu berufen und 
demnächst uns bessere Rechte einzuräumen, wie sie einer 
wirklichen Vertretung der deutschen Nation zukommen. Wer 
seinen Geldsack fest verschlossen hält, setzte er hinzu, gewinnt 
Einfluß, denn er wird von allen Seiten her bittend um- 
worben; wer sein Geld ausgeschüttet hat, sinkt selbst in die 
Lage des Bittstellers hinab. 
Zu dem Allen trat hier noch ein weiterer Beweis gegen 
den Steinölzoll, nämlich die unbestreitbare Thatsache, daß 
dies Ol nicht, wie der Tabak, ein bloßes Genußmittel 
ohne weitere Wirkung als eine Schädigung der Gesundheit, 
sondern daß es nach seiner colossalen Einfuhr und Billigkeit 
zu einem Arbeitsmittel, mithin zu einer Quelle gesteigerter 
Production und Wohlhabenheit geworden sei; durch alle 
Schichten der Bevölkerung habe es sich verbreitet und in
	        
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