Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

4 Das Zollparlament. 1868 
die ärmsten Hütten zur Nachtarbeit das Licht gebracht: 
wollen Sie, schloß Braun eine pathetische und blumenreiche 
Rede, dem Volke durch Vertheuerung des Steinöls das Licht 
wieder in Finsterniß verwandeln? 
Diesen mannichfachen Erörterungen trat der frühere 
preußische Finanzminister der neuen Ara, Herr v. Patow, 
mit der kühlen Gelassenheit des bewährten Fachmanns ent- 
gegen. Er machte Barth auf die Möglichkeit aufmerksam, 
daß der Bundesrath ein stets unfruchtbares Zollparlament 
überhaupt nicht mehr berufe; er mahnte die Gegner, nicht 
die amtliche Unwissenheit des Zollparlaments in Budgetsachen 
der Einzelstaaten zum Vorwand der Abläugnung öffentlicher 
Bedürfnisse zu nehmen, da es Allen sattsam bekannt sei, daß 
die Mitglieder des Hauses sehr gut um das Budget ihres 
Staates Bescheid wüßten. Was dann den Olzoll betraf, 
so lehnte er die Klagen über dessen Verderblichkeit mit dem 
Hinweis auf den minimalen Betrag desselben ab. Er hatte 
auf seinen Gütern genaue Angaben der Verkäufer und der 
Käufer des Petroleums gesammelt und danach für die 
niedrigste Classe des einfachen Feldarbeiters einen jährlichen 
Verbrauch vou zehn Pfund ermittelt. Da der Zoll auf 
15 Sgr. für den Centner vorgeschlagen war, würde dies 
dies eine jährliche Steuerlast von 1 1½ Sgr. ergeben, deren 
Betrag fast genau erspart sein würde, wenn der Arbeiter im 
Laufe des ganzen Jahrs ein Seidel Bier weniger als bisher 
tränke. Der Abgeordnete v. Wedemeier bestätigte diese Data; 
er hatte seine Forschungen in den Büchern großer und kleiner 
Olhändler noch weiter erstrecken können und legte dar, wie 
der Verbrauch des Petroleums auf jeder höhern Stufe der 
Wohlhabenheit erheblich steige, bis er bei dem Millionär zu
	        
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