46 Schluß des Zollparlaments. 1868
Olzoll wurde definitiv mit 149 Stimmen gegen 86 ver—
worfen: Bismarck erklärte sofort, daß der Bundesrath das
ganze Gesetz zurückziehe.
Damit waren die Geschäfte der Session erledigt. Was
noch weiter geschah, war zunächst eine Reihe von Höflich-
keiten des Nordens an die süddeutschen Brüder. Die Thron-
rede, womit König Wilhelm die Session abschloß, pries die
erlangten Ergebnisse und stellte für die noch nicht erreichten
eine günstige Zukunft in Aussicht; das gemeinsame Zu-
sammenwirken dieser Wochen habe trennende Vorurtheile
hoffentlich beseitigt oder doch vermindert; er werde wie bis-
her seine Stellung nicht auf die ihm zu Gebote stehende
Macht, sondern auf die Heilighaltung der Rechte der Bundes-
staaten und der bestehenden Verträge stützen.
Dann gab die Stadt Berlin den süddeutschen Gästen
ein großes Gartenfest; es folgte ein glänzendes Bankett in
der Börse und endlich eine Festfahrt nach Kiel zur Be-
sichtigung des neuen deutschen Kriegshafens und der Anfänge
einer deutschen Marine. Die süddeutschen Freunde ließen
sich das Alles gern gefallen, der officielle Dank erschien aber
in Gestalt eines Berichts der Südfraction an ihre Wähler.
Darin belobte sie sich, daß sie streng und erfolgreich jede
Anderung des Charakters des Zollparlaments und jede er-
hebliche neue Besteuerung verhindert habe; sie erklärte, nach
allen hiesigen Beobachtungen mehr als je überzeugt zu sein,
daß der Eintritt der süddeutschen Staaten in den nord-
deutschen Bund die völlige Vernichtung ihrer Selbständigkeit
sein würde; das preußische Militärwesen beeinträchtige die
Pflege der materiellen und geistigen Cultur und müsse zu
einer erdrückenden Belastung des Volkes führen. Der einzige