1868 Wiederöffnung des Reichstags. 47
Weg zur Rettung liege in einem festen Zusammenschluß aller
süddeutschen Kräfte auf Grund freisinniger Einrichtungen,
d. h. in der endlichen Errichtung des Südbundes.
III. Schlus des Reichstags.
Der nationale Einheitsgedanke hatte also in diesem Zoll-
parlamente noch keine Eroberungen gemacht. Bismarck, der,
wie er es am 18. Mai den Süddeutschen selbst gesagt, ihren
Eintritt in den Bund ohne alle Ungeduld erwartete, ließ es
sich wenig anfechten, sondern veranlaßte schon nach wenigen
Tagen, am 27. Mai, die Wiedereröffnung des Norddeutschen
Reichstags, um hier die so glänzend begonnene Consolidation
des Bundes und die Steigerung der öffentlichen Wohlfahrt
fortzusetzen. Vor Allem dringend aber war dafür die Be-
schwichtigung der finanziellen Händel, für welche das Zoll-
parlament ebenso unfruchtbar wie für den Drang zur deutschen
Einheit geblieben war, und wobei der durch Miquel's Antrag
veranlaßte Beschluß vom 22. April jeder Verständigung
zwischen Bundesrath und Reichstag hemmend im Wege stand.
Hier also galt es, einen Ausgleich möglichst rasch herbei zu
führen, und demnach wurde gleich nach Ablauf der eben ein-
fallenden Pfingstwoche am 4. Juni als erste Grundlage dazu
der Entwurf des Bundes-Etats für 1869 dem Hause vor-
gelegt, und von diesem die Vorberathung im Plenum auf
den 8. anberaumt. Zwar vernahm man einige Klagen, diese
Frist sei viel zu kurz für die Bildung eines gründlichen Ur-
theils über den Etat, aber die große Mehrheit drängte aus
der Hitze der Hundstage ungeduldig nach Hause, und in der
That schloß sich der Etat in den meisten Punkten seinem
Vorgänger so völlig an oder die Gründe der Abweichung