50 Schluß des Reichstags. 1868
Mal die liberale Linke alle Budgetposten nach Erhöhung der
Erträge, während die Regierungen dabei beharrten, weitere
Belastung des Volkes abzulehnen.
Zunächst bot sich die Erhöhung der Matricularbeiträge
dar um jene 3½ Million, die ursprünglich die Anleihe hätte
liefern sollen. Delbrück erklärte bestimmt die Unthunlichkeit
der Maaßregel, da die Beiträge für 1869 bereits auf 23 Mil-
lionen, also um fast drei Millionen höher als im Vorjahre,
hätten angesetzt werden müssen. Eine weitere Steigerung
würde den Haushalt der Einzelstaaten in gründliche Zer-
rüttung bringen. Nun wohl, wurde darauf erwidert, so sehe
man von den Beiträgen ab; es gibt im Budget noch andere
Mittel lund Wege, der Marine zu Hülfe zu kommen: der
Etat schätzt die Haupteinnahmen des Bundes offenbar zu
niedrig ein; die befürchteten Ausfälle durch die Herabsetzung
der Postporti und vieler Zölle werden sich nicht so hoch be-
laufen, vielmehr durch gesteigerten Verkehr sich in Mehr-
einnahmen verwandeln. Delbrück räumte ein, daß dies nach
einigen Jahren immerhin geschehen könnte. Aber man be-
rathe den Etat von 1869, und für dieses nächste Jahr sei
die Fortdauer des Ausfalls ganz zweifellos. Man hatte ge-
tadelt, daß die halbe Million, welche die Tabaksteuer in ihrer
neuen Gestalt liefern würde, im Etat gar nicht erwähnt sei:
natürlich, sagte Delbrück, wie sollte sie im Etat für 1869
erwähnt werden: sie wird ja erst im Sommer 1869 nach
der Erndte festgestellt und dann Ende December fällig. Kein
besseres Glück hatte ein Vorschlag Lasker's. Es hatte sich
ergeben, daß 22 Procent der im Jahre beförderten Briefe
Portofreiheit genossen hatten; hebe man diese Freiheit auf,
so strömen uns große Summen zu. Delbrück bemerkte, der