Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

56 Schluß des Reichstags. 1868 
mit bitterem Hohne ließ sie aus deren frühern kampfesmuthigen 
Reden die Citate auf sie herab regnen, von der Unmöcglichkeit 
irgend eines Zurückweichens in dieser für den Kampf so äußerst 
günstigen Frage. Wie sich versteht, fehlte es den so hart 
Angegriffenen am Stoffe zur Abwehr und zu Gegenklagen 
nicht; an einzelnen Punkten griffen auch wohl Delbrück oder 
einzelne Conservative mit nachdrücklicher Polemik gegen die 
Fortschrittspartei ein. Löwe (Kalbe) hatte die Geldvergeudung 
für die Marine beklagt, welcher man jetzt freie Bahn eröffnete. 
Ihm erwiderte General von Moltke): welcher verständige 
Mensch würde nicht wünschen, daß die enormen Ausgaben, 
die in ganz Europa für Militärzwecke gemacht werden, für 
Friedenszwecke gemacht werden könnten. Eine internationale 
Verhandlung aber, wie man sic oft dafür empfohlen hat, 
wird das nie zu Stande bringen. Ich sehe für den Zweck 
nur eine Möglichkeit, und das ist, daß im Herzen von Europa 
sich eine Macht bilde, die, ohne selbst eine erobernde zu sein, 
so stark ist, daß sie ihren Nachbarn den Krieg verbieten kann. 
Deswegen glaube ich, daß wenn dieses segensreiche Werk je- 
mals zu Stande kommen soll, es von Deutschland ausgehn 
wird. Aber, meine Herrn, erst dann wird dies geschehn, wenn 
Deutschland stark genug ist, das heißt, wenn cs geeinigt 
sein wird. Um aber dahin zu gelangen, trotz Europas Miß- 
gunst, dazu brauchen wir Armee und Flotte, und ich ver- 
traue deshalb, daß Sie das von der Regierung gebotene 
Gesetz annehmen werden. 
Moltke's Rede erinnert an das berühmte Wort Friedrich's 
des Großen: wäre ich König von Frankreich, so sollte in ganz 
Europa kein Kanonenschuß ohne meine Erlaubniß abgefeuert 
1) Stenogr. Berichte S. 442 und 450.
	        
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