Full text: Grundzüge der deutschen Schulgesetzgebung.

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Jugend beglücken könne, ist kein Lehrer. Das Derhältnis der Jugend 
zu den betreffenden Wissensgebieten muß immer der erste Gedanke 
des Lehrers sein. 
Das jetzige rein wissenschaftliche Universitätsstudium der Ober- 
lehrer verfehlt seinen Iweck. Was hat der Unterricht der Knaben in 
Sexta bis Untersekunda, und auch in den Oberklassen, mit den wissen- 
schaftlichen Spezialstudien, mit denen die angehenden Oberlehrer 
sich zumeist beschäftigen müssen, zu tun? Der TLehrer muß wissen, 
was Missenschaft ist und was nicht, wie Wissenschaft erworben wird 
und wie nicht. Im übrigen muß er wissen, was seine Jungen lernen 
sollen. Er kann nicht, ja er darf nicht bloßer Gelehrter sein, denn 
dann ist er in neun von zehn Sällen für die Schule verdorben. Er muß 
als Gelehrter Liebhaber bleiben und als Dädagoge Dirtuos sein. Er 
darf sich nicht im Spezialwissen verirren und verlieren. Daraus 
entsteht das ganze Unglück unserer höheren Schulen, ihre unpädago- 
gische, zum großen Teil unfruchtbare Krbeit. Wenn nicht so viele 
CLehrer durch ihr natürliches Bedürfnis, der Jugend zu helfen und mit 
der Jugend zusammenzukommen, auf einigermaßen gangbare Wege 
geführt würden, so würde es in unseren höheren Schulen noch weitaus 
trauriger aussehen. 
Man würde in der Frage der Oberlehrerbildung längst zu anderen 
Ergebnissen gekommen sein, wenn die Kusbildung der Wissenschaftler 
(Sorscher, Gssistenten usw.) durch Studium irgendeiner Wissenschaft 
ohne pädagogischen -Sweck gesondert betrieben würde. Die Dozenten 
der Hochschulen sollten aber ebenfalls die pädagogische hochschule 
besuchen. Denn wenn ihre eigentliche Krbeit auch eine rein wissen- 
schaftliche ist, so erfordert ihre Unterrichtstätigkeit im Hörsaal und 
Seminar doch eine pädagogische Dorbildung. Die Hrbeit des hoch- 
schuldozenten ist auch Unterricht, bei dem allerdings die wissen- 
schaftliche Qualität des Lehrenden an erster Stelle steht. Da- 
gegen hat die Kusbildung der Forscher, Kssistenten usw. mit der Lehrer- 
bildung als solcher nichts zu tun. 
Daß man sich der Mängel in der Vorbildung der Oberlehrer
	        
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