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Zwecke entsprechend geregelt und jedem das Seine nach Art und Grad
seiner Befähigung geboten worden sein.
Die einheitliche Organisation der Schule ist selbstverständlich,
wenn man die Schule, im einzelnen und als Ganzes, als eine große
Staats- und Volksangelegenheit auffaßt, die die Kräfte aller nach
AKnlage und Lebenszweck entwickeln soll, und nicht als ein Mittel zur
Erreichung mannigfacher kleiner Privatvorteile.
Die „bDolks“-Schule, die wir meinen, kann freilich nur in einem
Dolke entstehen, das zur sozialen und politischen Einheit sich durch-
gerungen hat, in dem Schranken der Geburt und des Besitzes nicht
bestehen, also in einem Dolke und Staate, in dem jeder als Erwachsener
werden kann, was seinem Können und Wollen entspricht, in einem
Dolke und Staate, in dem Sätze wie: „Klle PDreußen sind vor dem
Gesetze gleich, Standesunterschiede finden nicht statt“ mehr sind als
eine schöne Etikette auf einem weniger schönen Gegenstande. Die Dolks-
schule, die alle umschließt, kann nur als Schöpfung eines freien, auf die
Dolkskräfte aufgebauten Staates ins Leben treten, und darum werden
wir sie in Deutschland auch erst nach mannigfachen politischen Kämpfen
haben.
ber wir werden sie erhalten, und sie wird nicht nur von „unten“
gefordert werden. Sie wird vor allem von denjenigen Staatsmännern
der Jukunft verlangt werden, die aus unserem Dolke viel machen
wollen, die sich große politische Jiele stecken, Ziele, die heute vor
allem deswegen nicht verwirklicht werden können, weil die Dolks-
kräfte noch nicht genügend entwickelt sind.
Bei jeder Beschränkung der höheren Bildungsziele auf bestimmte
Bevölkerungskreise handelt der Staat seinen eigentlichen Interessen
entgegen. Schon der Kulturstaat von heute kann seinen ungeheuren
Bedarf an Intelligenzen nur noch aus der Gesamtheit der Bevölke-
rung, nicht aus beschränkten Dolkskreisen gewinnen. Jeder politische
Fortschritt ist nur dadurch möglich, daß der Staat die vielen, die in
seinem Schoße aufwachsen, in innige Berührung mit den Kultur-
gütern bringt, so daß ihre Kräfte nach ihrer Eigenart sich entwickeln