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So ist die Mannigfaltigkeit der Bildungswege möglich, ohne daß
dadurch eine herabdrückung derjenigen Schulform, die sich bis in ein
reiferes #lter mit der Muttersprache begnügt, stattfindet. Den
individuellen Bedürfnissen ist Rechnung getragen, der Entwertung
der Schulen, die für die breiteren Dolksschichten bestimmt sind, aber
ein Riegel vorgeschoben.
Da die Differenzierung der Mittel= und Oberschule naturgemäß
weiter geht als die Differenzierung der Grundschule, so würden
in größeren Orten auch die jetzt bestehenden verschiedenen Aupen
der höheren Schule — Gumnasium, Realgumnasium, Cberrealschule
— erhalten bleiben können.
Aber die Anstalten, die wir heute höhere Schulen nennen,
können diesen Namen in Jukunft als Ganzes nicht behalten. Sie
verdienen ihn nur in ihrem oberen Orittel. Die Mitte ist Mittelschule,
der untere Aeil gehört zur Grundschule. Die jetzige Benennung ist
sachlich nicht begründet und ist geeignet, den Sinn für Wahrheit bei
der Jugend zu trüben. Einem Sextaner einzureden, er besuche eine
höhere Schule, kann die nüchterne Selbsteinschätzung des Nindes
nur irreführen. Der Sextaner ist kein „höherer", sondern ein Ele-
mentarschüler wie sein Kltersgenosse auf der Dolksschulbank auch.
Ebenso sinnwidrig ist die Benennung der Tehrer (siehe den Kbschnitt
Lehrerverhältnisse, S. 101). Es mag schwer sein, in dem Gewirr
von Kmtsbezeichnungen und Titeln, mit denen unser Beamtentum
sich bedacht hat bzw. bedacht worden ist, eine einfache Benennung
der Lehrer der verschiedenen Grade zur Anwendung zu bringen.
Die Namen GErundschullehrer, Mittelschullehrer und Oberschullehrer
als Amtsbezeichnungen würden völlig genügen. Müssen Titel hinzu-
treten, so ist auch daran kein Mangel. Kber einen jungen Tehrer von
25 bis 26 Jahren, der Knfänger im TLehramt ist und neunjährige
Jungen unterrichtet, sollte man auf jeden LJall ebensowenig einen
„Ober“-lehrer nennen, wie die hosenmätze, die vor ihm auf der
Schulbank sitzen, „h öhere“ Schüler.
Der vorstehend entwickelte Plan gestattet also auch für die beiden