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keinen Zweifel, daß die konfessionell gegliederte Dolksschule
in Deutschland das Übergewicht hat, im Gegensatz zu dem voll-
ständig einheitlichen Hochschulwesen, den im wesentlichen einheit-
lichen Jachschulen und den in ihrer übergroßen Mehrheit gleichfalls
gemeinsamen höheren TLehranstalten. Uur Baden, hessen, Sach-
sen-Weimar und Sachsen-Meiningen haben eine Dolksschule,
die grundsätzlich einheitlich und für alle Bekenntnisse gemeinsam ist.
Demgegenüber vertritt die unabhängige Pädagogik auch in
Deutschland die für alle Nonfessionen gemeinsame Dolks-
schule. Eine Begründung dieser Lorderung ist bereits oben gegeben.
Sie liegt in dem staatlichen, nicht kirchlichen Charakter der Dolks-
schule. Der Staat hat keine Derpflichtung, die besonderen kon-
fessionellen Anusprüche des Einzelnen zu beachten und zu berück-
sichtigen. ber jede Konfession darf verlangen, daß das nichtkonfessio-
nelle Kulturgut in den Schulen des Staates ohne konfessionelle Kb=
stempelung übermittelt werde.
wie die Arennung der Kinder nach sozialen Klassen eine Un-
gerechtigkeit gegen die ärmere Bevölkerung in sich schließt, so ist die
konfessionelle Trennung der Ninder in der Regel eine Ungerechtig-
keit gegen die konfessionelle Minderheit. Es bedarf keines Nachweises,
daß jeder Staatsbürger, ohne Unterschied der Nonfession, das gleiche
AKnrecht auf die aus öffentlichen Mitteln unterhaltenen Schulen
hat. Dieses Recht wird aber bei konfessioneller Trennung der Schulen
in der Regel nicht beachtet. In zweifacher hinsicht. Benutzen die
Ninder einer konfessionellen Minderheit die Schule einer anderen
Nonfession und wird mit der Konfessionalität des Unterrichts in der
Weise Ernst gemacht, wie es die Dertreter der Konfessionsschule ver-
langen, so werden diesen Kindern die nationalen Kulturgüter in der
Särbung einer anderen, der ihrigen vielleicht entgegengesetzten Kon-
fession dargeboten. Die Eltern müssen es sich gefallen lassen, daß
ihre Ninder in einer geistigen Luft aufwachsen, mit einer geistigen
Kost genährt werden, zu der ihre Konfession im Gegensatz steht. Wer-
den aber für die Ninder einer Minderheit abgesonderte konfessionelle