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versichert hatte, er werde unsere einander gegenüberstehenden
Ansichten einer eingehenden objektiven Erwägung unterziehen.
Im weiteren Laufe der Landtagssession wurde ich
dann noch einige Male zu Tische eingeladen, hatte auch
noch eine längere Unterredung mit dem Fürsten über die
Schulverhältnisse der Rheinprovinz, welche zur Folge hatte,
daß ich eine Denkschrift ausarbeiten mußte, die später dem
Staatsministerium vorgelegt wurde. Dann reiste ich nach
Hause zurück.
Bei meinem Wiedereintreffen in Berlin im Januar
des nächsten Jahres, einige Tage nach Eröffnung der
Landtagssession, fand ich in meinem Hotel eine Karte von
Lothar Bucher vor, mit dem Vermerk, er habe schon
mehrere Male den Versuch gemacht, mich zu treffen. Als
ich ihn in Folge dessen sofort aufsuchte, erfuhr ich, daß
Fürst Bismarck die Absicht habe, mich vorläufig als Hülfs-
arbeiter und demnächst als vortragenden Rath ins Staats-
ministerium zu berufen.
Diese Nachricht war mir in hohem Grade willkommen.
Verschiedene kleine Differenzen mit der Königlichen Regie-
rung zu Düsseldorf, die sich mehr oder weniger persönlich
zugespitzt hatten, ließen es mir wünschenswerth erscheinen,
mein Amt als Landrath des Kreises Mettmann aufzu-
geben. Bevor ich jedoch den mir gemachten Antrag an-
nahm, hielt ich es für meine Pflicht, den Fürsten von
jenen Differenzen in Kenntniß zu setzen. Er ließ sich die
Akten der Düsseldorfer Regierung kommen und nachdem
er sie durchgesehen, verfügte er meine Einberufung.
Als ich mich am Tage darauf beim Minister des