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Als ich am nächsten Tage mit etwas überwachtem Gesicht,
aber doch mit dem Gefühle eines gewissen Stolzes auf
meine Leistung dem Fürsten die Denkschrift überreichte,
nahm er sie entgegen, als wenn sich das Alles von selbst
verstände. Ihm imponirte so etwas nicht.
An einen anderen Tag, der für mich wider Erwarten
gut verlief, denke ich mit besonderer Genugthuung zurück
und ich kann mir nicht versagen, ihn etwas ausführlicher
zu schildern. Im Herrenhause war eine Interpellation
vom Grafen Schulenburg-Beetzendorf über die Verwendung
des Welfenfonds eingebracht. Bei dieser Gelegenheit, das
war offenbar die Absicht, sollte nicht nur die in Hannover
befolgte, sondern überhaupt die ganze innere Politik des
Fürsten Bismarck vom Standpunkt extrem konservativer
Anschauung aus einer scharfen Kritik unterzogen und gegen
ihn persönlich ein Vorstoß geführt werden, von dessen
Gelingen man sich eine besondere Wirkung nach oben hin
versprach. Der Fürst war sehr aufgebracht über die In—
terpellation und erklärte in der Sitzung des Staatsmini-
steriums, wo die Sache berathen wurde: „Ich muß frisch
von der Leber wegsprechen und möchte gern so grob wie
möglich werden, ohne doch Injurien zu gebrauchen.“ Er
nannte dem Justizminister verschiedene Ausdrücke, die nicht
Albertis Komplimentirbuch entnommen waren, und fragte,
ob das Injurien seien. Der Justizminister mußte es als
gewissenhafter Mann bejahen. Nun wurde der Fürst
ärgerlich und meinte, dann sei es besser, er antworte gar
nicht und Camphausen, der Vice-Präsident des Staatsmini-
steriums, übernehme die Beantwortung der Interpellation.