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einen nach dem andern ab. Ich hatte derweil meinen
Stuhl an die Ministerbank gerückt und saß nun zwischen
dem Fürsten und Camphausen, mir eifrig Notizen
machend.
Als Graf Schulenburg geendet, ertheilte der Herzog
von Ratibor nicht dem Fürsten, wie natürlich von Allen
erwartet worden, sondern mir das Wort.
Allgemeines Erstaunen, überall lange Gesichter! Das
war nicht gerade aufmunternd für mich, aber sehr be—
greiflich. Man war gekommen, das Konzert eines Vir—
tuosen zu hören, und nun gab ein junger, den Wenigsten
bekannter Anfänger eine Gastrolle. Die Enttäuschung
mußte groß sein.
Bei meinen ersten Worten konnte ich eine gewisse
Befangenheit nicht unterdrücken. Es war doch ein eigen-
thümliches Gefühl, so gewissermaßen in der Schußlinie
der Augen des Fürsten zu stehen. Bald aber kam ich
in Fluß und sprach nun meinerseits frisch von der Leber
weg, wiederholt von Beifall unterbrochen. Als ich geendet,
erscholl ein lebhaftes Bravo. Ich wendete mich an den
Fürsten. „Wünschen Eure Durchlaucht noch eine Bespre-
chung?“ „Ist nicht mehr nöthig,“ erwiderte er. Der
Herzog von Ratibor ging dann zum nächsten Gegenstande
der Tages-Ordnung über und wir verließen den Saal. Auf
dem Flur trat der Fürst auf mich zu und schüttelte mir
die Hand. —
Im Laufe des Sommers 1878 fand die Uebersiede-
lung des Fürsten aus der alten Dienstwohnung in das
Radziwill-Palais statt. Um dieselbe Zeit wurde die Reichs-