Full text: Persönliche Erinnerungen an den Fürsten Bismarck.

17 
— — 
seine Räthe im dienstlichen Verkehr häufig heftig und aus— 
fallend geworden. Ich habe nie etwas derartiges bemerkt 
(einen einzigen, später zu erwähnenden Fall ausgenommen). 
Mir gegenüber hat der Fürst nie einen andern Ton an— 
geschlagen, als wie er zwischen Gentlemen üblich ist. Im 
Gegentheil, er war immer die Höflichkeit selbst und ging 
in dieser Beziehung viel weiter als die meisten anderen 
Minister, von Camphausen ganz zu schweigen. Aber 
freilich, man mußte ihn nicht ungeduldig und nervös 
machen. 
Die Bureau- und Unterbeamten der Reichskanzlei 
standen sehr in der Furcht des Herrn. Sie wußten, daß 
das kleinste Versehen, der geringste Verstoß gegen die 
Dienstordnung nicht ungerügt blieb und vor dem donnernden 
Jupiter zitterten sie. Als unumstößliche Regel galt, daß 
Niemand vorgelassen wurde, der nicht vorher angemeldet. 
und dann zu einer genau bestimmten Stunde „bestellt“ 
worden war. 
Eines Tages fährt der König von Sachsen vor. Der 
Jäger schwingt sich vom Bock und sagt zu dem Portier: 
„Melden Sie, daß Seine Majestät vorgefahren ist.“ „Ist 
er bestellt?“ fragte der Portier. „Nein“, erwidert der 
Jäger verblüfft. „Da kann ich ihn auch nicht melden.“ 
Weiteres Parlamentiren war nutzlos. Der König fährt 
von dannen. Nach einiger Zeit dämmerte es dem Portier, 
daß er in der striksten Ausübung seines Dienstes vielleicht 
des Guten doch etwas zu viel gethan haben könne, er 
meldete mir kleinlaut den Vorfall. Ich begab mich sogleich 
zum Fürsten, welcher die Sache dadurch redressirte, daß 
Erinnerungen an Bismarck.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.