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er den Grafen Herbert zum Könige von Sachsen schickte
und um Entschuldigung des Mißverständnisses bitten ließ.
Ein andermal hatte ein Großherzog um eine Unter—
redung gebeten und der Fürst hatte ihm antworten lassen,
es würde ihm eine hohe Ehre sein, ihn um 9 Uhr Abends
zu empfangen. Ich befand mich zum Vortrag beim Fürsten,
als diese Stunde heranrückte. Er bat mich um Entschul—
digung, wenn er seinen Anzug wechsle, entledigte sich
seines Interimsrocks und ließ sich einen Waffenrock bringen,
an dem der Kammerdiener das Großkreuz des großherzog—
lichen Ordens befestigt hatte. Die Uhr schlug neun, ich
beeilte mich, zu Ende zu kommen. Es wurde ein Viertel
auf zehn, der Großherzog war noch immer nicht da. Der
Fürst rief seinem Kammerdiener: „Bringen Sie mir meinen
Interimsrock wieder,“ und zu mir gewandt, „eine König—
liche Hoheit soll nicht glauben, daß ich länger als eine
Viertelstunde auf ihn gewartet habe.“
In diesem Moment erschien der Großherzog. Er
ging, während ich mich entfernte und die Diener die
Thüren aufrissen, an mir vorüber und ich sah nur noch,
wie der Fürst ruhig an seinem Schreibtische sitzen blieb,
scheinbar in Aktenstücke vertieft. Der Großherzog trat an
den Tisch und der Fürst erhob sich mit tiefer Verneigung.
„Ich glaubte schon, Euer Königliche Hoheit würden mir
nicht mehr die Gnade erweisen, zu mir zu kommen. Die
Uhr ist zwanzig Minuten nach neun.“
War es schon zu damaliger Zeit (ich betone immer
wieder, daß Schweninger noch nicht entdeckt war und daß
der Fürst fast permanent an Schlaflosigkeit und nervöser