Full text: Persönliche Erinnerungen an den Fürsten Bismarck.

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der Abendstunden wartete nun Lenbach in meinem Zimmer 
der Dinge, die da kommen sollten. 
So waren, wenn ich nicht irre, mehrere Tage ver— 
gangen, als ich eines Abends den Fürsten besonders gut 
aufgelegt fand. Ich stellte ihm vor, indem ich betonte, 
daß keiner meiner Vorträge ein Staats- oder Dienstge— 
heimniß betreffe, wie es doch eigentlich gleichgültig sei, ob 
er diese Vorträge in seinem Arbeitszimmer oder in dem 
Vorsaale entgegennehme und machte ihm den Vorschlag, 
hinauszutreten und in Gegenwart Lenbachs mich weiter 
anzuhören. 
So geschah es denn auch. Rasch wurde ein Sessel 
für den Fürsten herbeigeschafft, ich nahm einige Schritte 
von ihm mit meinen Akten Platz und Lenbach trat vor 
die Staffelei. Während ich, um ihm möglichst viel Zeit 
zu verschaffen, mit einer Umständlichkeit und Weitschweifig— 
keit referirte, die nach den Gepflogenheiten der Reichs— 
kanzlei geradezu unerhört war, sah Lenbach dem Fürsten 
mehrere Minuten fest in's Auge und fuhr dann mit dem 
Pinsel durch das Bild, daß Einem angst und bange hätte 
werden können. Aber schon nach einer Viertelstunde ge— 
wahrte man, daß eine erstaunliche Veränderung vor sich 
gegangen, in die Gesichtszüge war Bewegung gekommen, 
das Auge, ernst und tief, blickte jetzt den Beschauer an, 
wie wenn es wirkliches Leben habe. 
Mit ähnlicher Präzision wie in Berlin, gestaltete sich 
der Dienst in Varzin und Friedrichsruh, wenn ich den 
Fürsten dorthin begleitete. Nur daß wir dort ein etwas 
sonderbares Leben führten, indem wir die Nacht zum Tage
	        
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