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machten. Des Morgens um 11 Uhr, bis dahin schlief ich,
brachten mir die Diener die eingegangenen Postsachen ans
Bett, die ich öffnete, las und in verschiedene Aktendeckel auf
einem Nebentisch unterbrachte. Dann kleidete ich mich an
und begab mich in's Frühstückszimmer. Von der Familie
war die Fürstin gewöhnlich die einzige, die um diese Zeit
schon aufgestanden war. Zwischen 12 und 1 Uhr erschien
der Fürst. Während er mit großem Appetit frühstückte,
hielt ich meine Vorträge. Ebenso wie in Berlin, notirte
ich mir am Rande der eingegangenen Sachen seine Ent-
scheidungen, die immer augenblicklich erfolgten. Die Sache
dauerte etwa eine Stunde.
Gegen 2 Uhr wurde gemeldet, daß die Pferde ge-
sattelt seien. Wir saßen auf und machten, das Wetter
mochte sein wie es wollte, einen 3= bis 4stündigen Ritt.
Gewöhnlich begleitete uns die Tochter des Fürsten, die
jetzige Gräfin Rantzau, oder einer der Söhne, wenn sie
in Varzin anwesend waren. Auf diesem Ritte wurden
bisweilen noch die wichtigsten Geschäfte erörtert. Ich ritt
neben dem Fürsten wie ein Wachtmeister mit eingeknöpftem
Taschenbuche, um mir etwaige Weisungen und Aufträge
notiren zu können. In der frischen Luft und im Sattel
wurde Manches nachgeholt, was beim Frühstück nicht volle
Erledigung gefunden hatte. Wir ritten gewöhnlich Schritt
oder Trapp, nur in der letzten halben Stunde, wenn es
nach Hause ging, wurde eine recht starke Pace angeschlagen,
so daß wir immer auf dampfenden Rossen eintrafen. Um
6 Uhr wurde dinirt, immer vier Gänge mit Sekt, Tisch-
wein und Portwein. Die Söhne und ich hatten das