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Jahres 1848, der Frankfurter Bundestagszeit, der Kon—
fliktszeit u. s. w. zu fragen, um ihn zu den interessantesten
Erzählungen zu veranlassen. Ich darf wohl sagen, es ist
fast kein Tag vergangen, an dem ich nicht bedeutsame Mit—
theilungen in mein Tagebuch hätte eintragen können.
Leider habe ich es nicht immer gethan.
Um 9 Uhr zog sich der Fürst in sein Arbeitszimmer
zurück und nun begann für mich die Zeit der Arbeit. Die
beim Frühstück vorgetragenen Sachen mußten bis Mitter-
nacht erledigt werden. Die Sache war insofern nicht ganz
leicht, als ich weder einen Expedienten noch einen Kanz-
listen zu meiner Verfügung hatte. Früher zu Bucher's
Zeit war einmal versuchsweise ein Kanzlist in Varzin ge-
wesen, welcher, wie dies nicht anders ging, am Mittagstische
der Familie theilgenommen hatte. Als er abgelöst werden
sollte, hatte er den geschmackvollen Einfall, bei der Abreise
den Fürsten um den Austausch ihrer Photographien zur Er-
innerung an die gemeinsam verlebten frohen Stunden zu
bitten. Das war dem Fürsten denn doch etwas zu stark und
er hielt es für besser, die Ablösung gar nicht kommen zu
lassen. So mußte ich denn meine Konzepte selbst in's Reine
schreiben, bis ich auf die glückliche Idee verfiel, mit den Mini-
stern und Staatssekretären ein Abkommen dahin zu treffen,
daß ich ihnen meine Konzepte schickte, die in Berlin in's
Reine geschrieben und dann zur Kompletirung meiner Akten
wieder remittirt wurden Die Korrespondenz zwischen
Varzin und Berlin ging der Regel nach unter meinem
Namen. Nur ausnahmsweise ließ sich der Fürst ein Kon-
zept zur Zeichnung vorlegen.