Full text: Persönliche Erinnerungen an den Fürsten Bismarck.

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Ehrgeiz war, ihm in seinem Hause die treueste, zuver— 
lässigste Stütze zu sein. Daß sie jemals auch seine poli— 
tische Gehilfin gewesen, ist eine schlecht erfundene Fabel. 
Ich möchte nun den Versuch machen, mit einigen 
Strichen den Fürsten in seiner Geistesarbeit zu schildern 
und Ihnen dadurch einen Blick in die Werkstätte seines 
Schaffens zu gewähren. Zunächst etwas rein Aeußer— 
liches. Der Fürst schrieb selbst sehr wenig, er liebte es, 
zu diktiren. Nach dem Kullmann'schen Attentat, bei welchem 
die Kugel den Daumen seiner rechten Hand gestreift hatte, 
war es ihm beschwerlich, eine Gänsefeder (nur solche be- 
nutzte er) zu halten. Sein Diktiren aber war eigenthüm- 
licher Art. Das war kein ruhiger Strom langsam dahin- 
gleitender Gedanken; er sprach stoßweise, bisweilen eine 
lange Pause machend, dann wieder die hervorquellenden 
Worte nur mit Mühe zurückhaltend, um ein Nachschreiben 
überhaupt zu ermöglichen. Der Reichthum seiner Gedanken 
und seiner Ausdrucksformen war so groß, daß er häufig 
zwei, drei tautologische Wendungen vorbrachte und dann 
hinzufügte: „Bitte, wählen Sie sich das Passendste aus." 
Da man den Fürsten nie unterbrechen durfte (er verlor 
dann seltsamerweise sofort den Faden), so war es schwer 
für mich, ihm zu folgen. Bucher hatte es leichter gehabt, 
da er zu stenographiren verstand. Mir gelang es nur 
selten, einen ganzen Satz nachzuschreiben. Ich mußte mich 
meistens damit begnügen, nur die prägnantesten Wen- 
dungen, mitunter nur ein einziges Wort aus einem Satze 
festzuhalten. Die spätere Ausarbeitung war so wie so 
meine Sache.
	        
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