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war es nicht leicht, einen Nachfolger für ihn zu finden.
Mochte man denken wie man wollte über Camphausen als
Staatsmann, — als Finanz-Techniker genoß er eines
wohlverdienten Rufes und Jeder mußte sich sagen, daß
es keine leichte Aufgabe sein werde, in die Fußtapfen eines
Mannes zu treten, der trotz seltener Begabung, unge-
wöhnlicher Erfahrung und beispielloser Popularität bei
den Parlamentsmajoritäten in seiner gesammten Finanz-
politik doch eigentlich Fiasko gemacht hatte.
Ich erhielt von dem Fürsten den Auftrag, mit ver-
schiedenen höheren Beamten wegen Uebernahme des Finanz-
Portefeuilles persönlich zu verhandeln. Alle lehnten ab.
Der Fürst setzte sich direkt mit anderen in Verbindung,
der Erfolg war ebenso negativ. Als ich eines Morgens
in sein Zimmer trat, gab er mir mehrere Absagebriefe, die
er erhalten hatte, und sagte dann, er habe nun das Staats-
Handbuch von vorne und hinten durchgesehen, könne aber
Niemanden mehr finden, dem noch das Finanz-Ministerium
anzubieten sei, ausgenommen Stephan; bei diesem wolle
er heute noch einen letzten Versuch machen. „Wissen Sie
denn Niemanden?"“ Ich nannte einige Namen, die aber
sämmtlich keinen Anklang fanden. Nun war auch mein
Latein zu Ende. Der Fürst strich seine Augenbrauen, blickte
sinnend zum Fenster hinaus und sagte in scherzendem
Tone: „Wozu habe ich denn eigentlich einen vortragenden
Rath, wenn er mir nicht einmal Minister verschaffen kann.
Besinnen Sie sich noch einmal gründlich. Bis heute Abend
verlange ich von Ihnen einen Finanzminister, lebendig
oder todt!“