—Cenn ich zur Einlösung eines alten der Historischen
1 Gesellschaft gegebenen Versprechens heute den Ver-
such mache, aus meinen persönlichen Erinnerungen an die
Zeit, wo ich an der Spitze der Reichskanzlei stand, Einiges
mitzutheilen, so bitte ich im Voraus, Ihre Erwartungen nicht
zu hoch zu spannen. Sie werden nichts wesentlich Neues,
Sensationelles erfahren, ich werde nichts „enthüllen", was
noch durch den Schleier des Amtsgeheimnisses gedeckt ist,
ich werde die Diskretion nicht verletzen, die Jeder sich auf-
erlegen muß, der in einem fremden Hause gelebt hat, als
gehöre er zur Familie. Meine Mittheilungen werden nur
die Oberfläche der Dinge streifen — kleine Züge aus dem
Geschäftsbetriebe der Reichskanzlei und dem Leben im
Bismarck'schen Hause —, sie wollen — das betone ich aus-
drücklich — nichts sein, als eine Plauderei im Freundeskreise.
Bei dieser Behandlung der Sache bin ich genöthigt,
mein liebes Ich etwas in den Vordergrund zu stellen und
viel von mir selbst zu reden. Ich bedaure das aufrichtig,
es läßt sich aber nicht wohl ändern. Ebensowenig läßt
sich vermeiden, daß ich vielleicht Manches erzähle, was
Erinnerungen an Bismarck. 1