Briefe an Prinz Max von Baden 163
wenn Unglück zur Erkenntnis führt und aus der Erkenntnis der
opferbereite Wille zur Erhaltung des Deutschtums in allen Klassen
und Schichten erwacht.
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Als im Oktober 1918 die zur Macht gelangten Demokraten dem
furchtbaren, in der Weltgeschichte seit Karthago unerhörten Irrtum zu
unterliegen drohten, daß man sich in die Gnade des Feindes begeben
könnte, ohne zugrunde zu gehen, schrieb ich folgenden Brief an den da-
maligen Reichskanzler Prinz Max von Baden.
Berlin, 17. Oktober 1918.
Euer Großherzoglichen Hoheit
Befehlen gemäß übersende ich ehrerbietigst nachfolgend meine Ansicht
über die heutige Lage.
Die politische Methode, welche wir England und Amerika gegen-
über vor und vor allem während des Krieges eingeschlagen haben,
halte ich für grundsätzlich falsch. Wir setzten Auffassungen voraus,
die wir, aber nicht die anderen haben. In dieser Methode erblicke ich
eine der wesentlichsten Ursachen des jetzigen Krieges und unserer heutigen
Lage. Das mit raffinierter politischer Klugheit und zähester Kon-
seguenz verfolgte Ziel der Anglo-Amerikaner war die Vernichtung
Deutschlands als weiterer Schritt zur Weltherrschaft ihres Kapitalis-
mus. Nur insoweit wir Kraft und besonders Haltung zeigten, konnten
wir den Eindruck erzeugen, das Geschäft rentiere nicht, und konnten
damit leidliche Bedingungen erzielen. Die beständig wiederholten, öffent-
lichen Friedensangebote waren Methodenfehler unsererseits. Wilson
steigerte seine Forderungen mit jedem dieser Schritte. Wir begriffen
nicht, daß wir kalten Erpressern gegenüberstanden. Ihre Friedens-
und Völkerbeglückungsauslassungen sind ehrlich, aber in naivester
Weise nur für die eigenen Völker verstanden; außerdem berechnet auf
die politische Ahnungslosigkeit unseres Volkes. ·
Unser letztes Friedens- und Waffenstillstands-Angebot, welches in
seinem Entgegenkommen auf eine Großmachtstellung Deutschlands be—
reits verzichtete, beantwortete Wilson sachlich dadurch, daß er von
uns zunächst völlige Wehrlosmachung verlangt. Er weiß genau, daß
die Einstellung des Ubootskrieges jeden etwaigen weiteren Widerstand
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