Full text: Tirpitz, Erinnerungen. Volksausgabe.

196 Der Unterseeboots-Krieg 
Ubootskrieges unterstützt, weil er auf Grund der Angaben des Aus- 
wärtigen Amts gefürchtet hatte, daß Bulgarien sich dadurch abhalten 
lassen könnte, uns beizutreten. Mitteilungen von Enver, Außerungen 
von Radoslawow und vom Botschafter v. Wangenheim bestreiten 
übrigens diese Annahme aufs entschiedenste. 
Bei der Sitzung im Kriegsministerium führte ich die Möglichkeit 
und Ausführbarkeit des Ubootskrieges aus. Ich empfahl anstatt der 
früheren Kriegsgebietserklärung eine Art Sperrung des Handels- 
verkehrs mit England. Admiral v. Holtzendorff bezeichnete die Er- 
öffnung des Ubootskrieges als eine Erlösung für die Marine, empfahl 
aber, ihn erst am 1. März zu beginnen. Über den Entschluß zum 
Ubootskrieg und den Anfangstermin wurde zwischen Falkenhayn, 
Holtzendorff, dem Kriegsminister Wild v. Hohenborn und mir völlige 
Einigung erzielt. 
Die mündliche Stellungnahme Holtzendorffs für die Verwendung 
des Ubootskrieges wurde bestätigt durch eine Denkschrift des Admiral- 
stabs vom 7. Januar. Wenn wir die Einschränkung beim Uboots- 
krieg fallen ließen, so hieß es da, könnte auf Grund der früheren 
Erfahrungen in sichere Aussicht gestellt werden, daß der englische 
Widerstand in längstens einem halben Jahre gebrochen wurde. Die 
amerikanische Gefahr wurde anerkannt, aber ausgeführt, daß, wenn 
nicht bis Herbst 1916 eine für Deutschland günstige Entscheidung 
erzwungen werde, dann die Hoffnung auf einen Friedensschluß 
schwinde, der Deutschland für die nächsten Jahrzehnte ein gesicher- 
tes, wirtschaftlich entwicklungsfähiges Dasein bringen könnte. Eine 
weitere Denkschrift des Admiralstabs ähnlichen Inhalts vom 12. Fe- 
bruar 1916 ging an eine größere Zahl wirtschaftlicher Sachverständiger, 
die sich sämtlich zustimmend äußerten und im Allgemeinen in der 
sofortigen Aufnahme des unbeschränkten Ubootskrieges die einzige 
und letzte Chance für Deutschland erblickten. 
Meinerseits wurde im Februar 1916 eine Denkschrift über die 
Notwendigkeit und Ausführbarkeit des Ubootskrieges an den Chef des 
Generalstabes übersandt. Über diese Denkschrift sowie über die ganze 
Ubootsfrage hatte Kapitän Widenmann in meinem Auftrage mit Ge- 
neral v. Falkenhayn am 11. und 12. Februar eine eingehende Unter- 
redung im Hauptquartier. Falkenhayn sagte etwa: „Wir sind alle 
darüber einig, daß England bis zur Entscheidung kämpfen will. Die
	        
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