20 Aufstieg
das Lotsenwesen, Tonnenwesen, Leuchtfeuerwesen, Vermessungswesen,
die Fischerei, von der ich schon oben sprach, alle Konsulatsangelegen-
heiten, kurz die ganze Kleinarbeit der Seeinteressen war Tätigkeits-
feld für den unermüdlichen Mann. Die alte Uberlieferung, der Technik
des Auslandes, insbesondere Englands, den Vorzug zu geben, durch-
brach er rücksichtslos. Wenn auch die damalige Jugend der deutschen
Industrie sogenannte Kinderkrankheiten des technischen Materials reich-
lich in Erscheinung brachte, so hat die Folgezeit doch unserm alten Chef
sein Vorgehen gedankt.
Im ganzen hat Stosch Großes geleistet. Er nahm den abgerissenen
Faden der Hansa auf und tastete sich als erster wieder in eine deutsche
Zukunft über See hinein. Er tat auch viel, um der Marine kriegerischen
Geist einzuhauchen. Es wurden Fehler gemacht, aber Spielereien kamen
damals noch nicht in Frage; ein schwerer Ernst charakterisirte die Arbeit.
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Die Ära Stosch hat trotz ihrem angestrengten Drill im Grunde den
Krieg selbst wenig vor Augen gehabt, entsprechend der Weltlage der
70 er Jahre. Damals tat der junge Reichsadler friedlich seinen ersten
Flügelschlag über See. Während wir um die Wende des Zwanzigsten
Jahrhunderts an Beides zu denken hatten, an die riesenhaft gewachsene
und doch so verwundbare Geltung der deutschen Friedensarbeit in der
ganzen Welt, wie auch an die Kriegsgefahren, welche dem Mutterland
ringsum drohten, hatte Stosch mit einem unmittelbaren Kriegsgegner
noch kaum zu rechnen. Das einzige wirkliche Manöver, das Stosch
abhielt, obendrein kleinster Art, fand 1882 kurz vor seinem Abgang
statt. In Wahrheit konnte man kaum ein Manöver im taktischen
Sinne durchführen, da wir nicht so weit ausgebildet waren; es wurde
sozusagen nur das kleine Einmaleins geübt. Auf Artillerieexerzieren
und einfache Schießübungen verwandte man viel Zeit, aber der Schwer-
punkt lag dabei auf dem Feuern von konzentrierten Breitseiten auf
nur 200 und 700 m Entfernungen, was alles besagt.
Mit Caprivi trat nun 1883 ein Chef an die Spitze der Admiralität,
der unter dem Einfluß veränderter Weltverhältnisse, aber auch eigener
Richtung folgend, seine ganze Arbeit unter den Kriegsgedanken stellte.
Caprivi war der ausgesprochne Generalstäbler. Der von Wenigen recht
verstandene Mann lebte und webte in der Vorstellung, die er mir