Full text: Tirpitz, Erinnerungen. Volksausgabe.

Drittes Kapitel 
Beim Torpedowesen 
Seit meinem neunundzwanzigsten Lebensjahre hatte ich das Glück, 
ununterbrochen auf selbständigen Posten verwendet zu sein, unter denen 
sich freilich niemals eine Ausruhestellung befand, wie sie dem General- 
stäbler der Armee dann und wann zuteil wird. Mein Aufsteigen verknüpft 
sich mit der Entwicklung der Torpedowaffe. 
Whitehead in Fiume hatte den selbstbeweglichen Torpedo erfunden, 
der die vitalen Unterwasserteile des Schiffs, die bisher höchstens mit 
dem Rammsporn zu fassen waren, durch Fernschuß angreifbar machte, 
also eine Revolution der Seetaktik und des Schiffsbaus versprach. 
Stosch hatte den Fischtorpedo etwas überhastet eingeführt und in grö- 
ßerer Zahl gekauft, bevor er eigentlich kriegsbrauchbar war. Seine 
Verwendung war noch eine „größere Gefahr für den Schützen als 
für seinen Gegner“. Man war zu optimistisch gewesen, hatte, wie es 
bei neuen Waffen häufig der Fall ist, die Umwälzung vorweggenommen, 
bevor die neue Idee praktisch geworden war. 
Als Stosch das erkannte, forderte er Herbst 1877 vom Leiter des 
Torpedowesens und den einzelnen ihm unterstellten Offizieren Sonder- 
berichte, die er persönlich las. Mein Bericht hat ihn auf mich auf- 
merksam gemacht. Ich wurde im Winter 1877/78 nach Fiume ge- 
schickt, um bei Whitehead jene Torpedos abzunehmen, die wir nicht 
für brauchbar hielten. Ich setzte es durch, daß wir die Hälfte des 
Bestellten zurückgeben durften, die Whitehead anderweitig verkaufte. 
Seit Mai 1878 leitete ich als Kommandant des „Zieten“ das 
Torpedowesen. Ich fing sozusagen mit nichts an, arbeitete zum Teil 
als Klempner mit eigener Hand, und schuf mir einen Apparat.
	        
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