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wert ist. Wir mußten uns für Tsingtau sofort entschließen. Ich kaufte
daher den Leuten das Land zum damaligen Werte ab, vielleicht auch um
eine Kleinigkeit teurer, um sie zufrieden zu stellen, was in Anbetracht der
vorauszusehenden Wertsteigerung keine Bedeutung hatte. Die Leute konn-
ten vertraglich auf dem Boden bleiben, solange sie wollten und wir das
Land nicht brauchten. Außerdem hatten wir noch einen erweiterten Kreis
um Tsingtau, die sogenannte neutrale Zone, durch welche wir Truppen
marschieren lassen konnten, sodaß wir bei den Unruhen in Schantung
unsere Hand über die nächste Umgebung gehalten haben.
Daß Tsingtau nicht dem Kolonialamt unterstellt wurde, habe ich
grundsätzlich durchgesetzt. Die Sache mußte, wenn sie gedeihen sollte,
in einer Hand bleiben. Die Marine hatte unmittelbare militärische
Interessen dort, ferner Unterkunftsnotwendigkeiten, Docks, den Hafen
usw. Reibungen mit einer besonderen Kolonialverwaltungsbehörde
wurden besser vermieden. Da wir die Verantwortung für den
ostasiatischen Stützpunkt übernommen hatten, war ich der Ansicht,
daß wir geeigneter seien, auch die wirtschaftliche Entwicklung voran-
zutreiben. In demselben Sinne freilich, wie ich in meinem Brief an
Stosch die Verknüpfung aller Seeinteressen in der Hand des Reichs-
marineamts nur für zeitweilig wünschenswert erklärte, bis sich diese
Interessen zu voller Kraft ausgewachsen haben würden, so hielt ich
es für möglich, daß auch Tsingtau, wenn es einmal „fertig“ war, sich
selber von der Marine ablösen würde. Aber der Zeitpunkt dazu war noch
nicht gekommen. Die Reichsbürokratie war diesem eigenen Reich der
Marine nicht unbedingt freundlich gesinnt. Das Auswärtige Amt zeigte
eine gewisse Eifersucht; der schleunigst nach Tsinanfu gesetzte Konsul
sorgte dafür, daß unser Einfluß nicht nach Schantung übergriffe.
Ich teile in wesentlichen Stücken Carl Peters' Urteil über unsere
ursprüngliche Kolonialbureaukratie. Ihr anfängliches Versagen ist dop-
pelt bedauerlich, weil der Deutsche als solcher das Zeug zum Koloni-
sator in hohem Grade besitzt. Auch versteht er es, die Eingeborenen
zu befriedigen. Ich erinnere daran, daß Lettow-Vorbeck bei seinem
Ubertritt auf portugiesisches Gebiet von den Eingeborenen als Be-
freier begrüßt worden ist. Unsere Kolonien hätten sich jedenfalls in
mancher Hinsicht günstiger entwickelt, wenn sie anfänglich mit militä-
rischen Heimatsbehörden vereinigt gewesen wären. Für die Marine
selbst wäre das natürlich eine zu große Belastung geworden. Erst wenn