Tfingtau 41
einmal das Flottengesetz fertig ausgeführt war, wollte ich meinem
Nachfolger die Aufgabe hinterlassen, dem Bau von Stützpunkten näher
zu treten. Vom Kolonialamt wurden diese nicht beachtet, und doch
waren sie Vorbedingung für die Entwicklung eines etwa notwendig
werdenden Kreuzerkriegs und vor allem für die Verknüpfung des über-
seeischen Deutschtums. Aber was hätte man, hiervon abgesehen, z. B.
für die Verteidigung von Deutsch-Ostafrika mit leichter Mühe tun können,
wenn man sich im Frieden mehr darum gekümmert hätte! Die Marine
hat ja auch für die anderen Kolonien Arbeit und Blut gegeben.
Für Tsingtau hatten wir nun eine große Reihe von Technikern und
Beamten zur Hand, die wir aus dem großen Topf der Marine nehmen
und ohne weiteres dahin zurückgeben konnten, falls sie sich als ungeeignet
erwiesen, während das Kolonialamt nur ein bürokratisches Kopfstück
war. Wir waren imstande, den Hafen, die Stadt, die Anlagen usw.
selber zu bauen. Unsere Mannschaften haben im Pachtgebiet überall ge-
arbeitet; wir konnten die Marinewehrpflicht beibehalten und was wir
an Truppen dort brauchten (ein Seebataillon) war von vornherein
den Marineverhältnissen angepaßt; wir hatten Ärzte, die schon tropen-
gewöhnt und geübt waren, Lazarette einzurichten usw. So fühlten
wir uns nicht bei jedem Schritt durch Reichsschatzamt und Reichstag
geknebelt, wie es beim Reichskolonialamt der Fall gewesen wäre.
In früheren Tagen war ein starker Handel nach der Kiautschoubucht
gegangen, der mit dem Versanden des Hafens eingeschlafen war. Da
wir innerhalb der gegen schweren Seegang geschützten Bucht Felsenriffe
zum Ausbau eines Binnenhafens benutzen konnten, wurde dieser mit
verhältnismäßig geringen Kosten gebaut. Dann wurden Kaianlagen und
Docks geschaffen, die wir beliebig hätten vergrößern können. Tsingtau
fing an, ein Einfuhrplatz für das in China stark gebrauchte Petroleum
der Sunda-Inseln zu werden. Ein großartiger Aufschwung des Ortes
war allein schon durch die Schantungkohle, einen in Ostasien sehr be-
gehrten Gegenstand gegeben. Der eigene Kohlenplatz im Schutzgebiet
war von grundlegender Wichtigkeit. Gerade als der Krieg ausbrach,
war für Tsingtau auch die Verhüttung der Erze gesichert, die in Poschan
gegraben werden. Ich habe dies durchgesetzt, weil Tsingtau in unserer
absoluten Herrschaft vor örtlichen Unruhen geschützt war. Das zu er-
richtende Eisenwerk mit Stahl- und Walzwerk ermöglichte die Ansied-
lung von Industrieunternehmungen. Keine Eisenhütte in ganz Ostasien