Vom Personal 77
Kriegsmarine mehr und mehr den früheren internationalen Charakter
abstreiften, und an den Fischern, die, unentbehrlich namentlich als
Bemannung unserer kleinen Schiffe, mit erweitertem geistigen Ge-
sichtskreis und beruflichem Ehrgeiz aus der Militärdienstzeit in ihre
Dörfer heimkehrten. Als unsere altpreußischen Ostseeleute mit ihrer
Anstelligkeit und unsere Nordseeleute mit ihrer schweren Kraft für
unser wachsendes Personalbedürfnis nicht mehr ausreichten, griffen
wir auf binnenländischen Ersatz zurück; der Dienst auf modernen
großen Schiffen erforderte weniger seemännische Fähigkeiten als in der
Segelzeit. Die Süddeutschen, unter ihnen die Elsässer, zeichneten sich
aus. Für das technische Personal wurde der Dienst auf der Marine
unter Anleitung unseres vorzüglichen Ingenieurkorps eine hohe Schule;
um unsere Heizer rissen sich die Industriellen. Dem Offizierkorps trat
unsere beste Jugend bei — man gedenke unserer Ubootskommandan-
ten —, und zwar um so froheren Mutes, je größer unsere Zukunfts-
aufgabe sich abzuzeichnen schien. Wie straff in der Marine gearbeitet
worden ist, kann sich der Außenstehende kaum vorstellen. Nie ist dem Staat
freudiger und hingebender gedient worden. Wir fühlten uns als Vor-
posten eines großen Volkes, das dank seinem Staat sich Freiheit und
Ebenbürtigkeit unter den Weltvölkern zu erarbeiten im Begriffe stand.
Bald also waren wir aus dem Gröbsten heraus und konnten die
Ziele erweitern. Mit der stärkeren Lösung der Flotte von Kaserne und
Heimatküste wäre sie mehr und mehr in die Nation hineingewachsen,
die so etwas brauchte; die noch heute nicht weiß, welchen Schatz sie
allein an unserem Seeoffizierskorps besaß. Die rein destruktiven Toren,
welche jetzt die Auflösung des alten Deutschlands als eine Tat be-
jubeln, sollen einmal einen Organismus schaffen, der an gediegener
Kraft und Hingebung an die Ideale des Ganzen auch nur dieser einen
unserer alten Reichseinrichtungen gleicht. Die Gesichtspunkte der Welt-
politik waren doch am schärfsten in der Marine konzentriert; darum
mußten wir eine Macht werden in der Nation. Als später zu er-
örternde Umstände und Personen den durch die Flotte gesicherten Frie-
den verscherzt und den durch die Flotte verheißenen Sieg versäumt
hatten, ist die Nation freilich so gesunken, daß sie sich ihrer eigenen
einstigen Kräfte schämt und sich gefällt in Beschimpfung dessen, was
lange ihr Stolz und ihre Freude gewesen ist. «