Ordens immer wieder zurück zu ihren einfachsten Aufgaben. Die
Verbindung mit Deutschland blieb ungesichert, solange der launische
Wille der pommerschen Wendenfürsten sie jederzeit abschneiden
konnte. Der Erwerb von Stolp und Bütow und anderen Grenz-
strichen vermochte nicht dies zu ändern. Endlich gelang es, den
alten Ubelstand zu heben und eine sichere Straße in das Reich
zu erwerben: der Orden benutzte (1402) die Geldnot der mür-
kischen Lützelburger zum Ankaufe der Neumark. Bürger und Bauern
des neugewonnenen Landes fügten sich willig der Herrschaft der
Aristokratie; nur der meisterlose Adel widerstrebte hartnäckig, er
fürchtete den Landfrieden der Ordenslande. Nicht bloß für die
Staatskunst, auch für die Wirtschaft des Ordens ward die neue
Straße in das Reich hochwichtig; denn sein Besitz in Deutschland
war allmählich stattlich angewachsen, umfaßte zwölf Balleien, dar-
unter zwei von unerschöpflichem Reichtum, Osterreich und Koblenz.
Wenn der Orden die Völker des Ostens vor seiner Landwehr
erzittern ließ: vergessen wir nicht, welches wetterfeste, in ewigen
Kämpfen gestählte Bauernvolk ihm gehorchte. In altpreußischer
Zeit hatten dereinst reiche Dörfer und Wälder geprangt, wo nun
der Spiegel des frischen Haffs sich dehnte. Aber auch noch unter
der Ordensherrschaft verwandelten Einbrüche des Meeres die Ge-
stalt der Küste. Die alte Einfahrt in das frische Haff, das Tief
von Withlandsort, kaum erst durch eine Feste geschützt, versandete;
die See brach sich ein neues Tief und der Orden ließ die Bauern
fronden zu den starken Dammbauten bei Rosenberg. Gewaltiger
noch war das Ringen mit dem tückischen Weichselstrome. Undurch-
dringliches Gehölz hob sich aus dem Röhricht der weiten Sümpfe
zwischen den Armen der Weichsel und Nogat, bis alljährlich im
Frühjahr der Schrecken des Landes, der Eisgang, herankam, Fuß-
boten das unheimlich langsame Nahen des Feindes verkündeten
und endlich die weiten Wälder in der großen Wasserwüste ver-
schwanden. Hat auch die moderne Kritik den vielgefeierten Namen
des Landmeisters Meinhard von Querfurt erbarmungslos seines
Glanzes entkleidet: zu den Fabelgestalten zählen wir darum doch
7 H. v. Treitschke, Feldausgabe. 07