Adel seines Landes den Eintritt. Mochte der Orden mit kühlem
Rationalismus jede neue politische Idee, so die Zeit gebar, sich
aneignen: die Grundlage seiner Verfassung blieb unwandelbar
Der monarchische Gedanke, der einzige, der die Völker des Mittel-
alters zu dauernder Gesittung emporführen konnte, der soeben noch
zu Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts in Frankreich seine
rettende Kraft erprobte — im Ordenslande fand er keine Statt,
solange der Plan einer Sakularisierung geistlicher Staaten dem
Glauben der Völker noch als ein Verbrechen erschien.
Erschüttert freilich war dieser Glaube schon längst. Denn all-
gemeinen Anklang hat die unmenschliche Lehre von der Ertötung
des Fleisches unter unserem lebensfrohen Volke zu keiner Zeit
gefunden. Nicht bloß die rohe Sinnlichkeit, auch die unbefangen
weltliche Anschauung des geschlechtlichen Lebens lehnte sich schon
im frühen Mittelalter dawider auf. „Daz schoeniu wip betwingent
man, und ist da sünde bi, son' ist da doch nicht wunders an“,
sagt ein freudiges Dichterwort. Jetzt vollends war der deutsche
Herr, dem verboten war seine leibliche Mutter zu küssen, verderbt
im Verkehr mit den Heidenfahrern. Die alte Satzung ward mit
Füßen getreten, manch unheimliches Geheimnis aus den verschwie-
genen Zellen der Burgen drang in das Volk, der weiße Mantel
ward oft gesehen in den „Ketzerhainen“ der lebenslustigen Städte,
und das Sprichwort mahnte den Hausvater, seine Hintertür zu
schließen vor den Kreuzigern. Da offenbarte sich an dem steigen-
den Spotte des Volks wider seine unheiligen Herrscher, daß das
Possenspiel der Theokratie auf die Dauer nur solche Völker er-
tragen, deren Gemüt ein geistloser Glaube einwiegt in waches
Traumleben. Als im Reich Fürstentum und Bürgertum an Macht
und sittlicher Kraft den Adel weit zu übertreffen begann: wie
hätte solcher Verfall des Standes nicht zurückwirken sollen auf
seine ferne Pflanzung? Je tiefer der Adel sank, um so herrischer
trat der Ritterbruder im weißen Mantel den Graumäntlern gegen-
über. Durch die geweihten Remter schritt die Lust, schamlos und
freudlos. Die Ritter, seit der Rudauschlacht des ernsten Krieges
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