Hälfte seiner Macht bedeutet, den Ruf der Unbesiegbarkeit. Das
Ordensland war, seit es von katholischen Feinden umringt stand,
nichts Besseres mehr als die anderen deutschen Territorien; die
Gäste, die jetzt noch nach Preußen zogen, wußten allein noch die
Widerstandskraft der festen Ordensburgen zu rühmen, und diese
defensive Kraft des ausgesogenen Landes konnte zuletzt doch nur
durch die Geldmittel, die der Orden aus seinen deutschen Gütern
zog, erhalten werden. Des Sieges gewiß, begann daher Wla—
dislaw ein System frechster Gewalttätigkeit wider den Orden.
Seine Hauptleute fielen plündernd ein in das preußische Grenz-
land, der preußische Kaufmann ward auf polnischer Heerstraße
niedergeworfen; ja, der Litauerfürst erbaute auf dem Gebiete des
Ordens die Feste Welun und gab den Klagenden die bedeutende
Antwort, ganz Preußen habe dereinst seinem Volke gehört. Noch
ging der Meister friedliche Wege. Er bat den Ungarnkönig Sig-
mund um seine Vermittlung. Der aber vergaß seiner Pflicht gegen
das Reich. Gleichwie er später, dem Dänen zulieb, den deut-
schen Schauenburgern ihr Erbrecht auf Schleswig absprach, so
sah er jetzt in dem Kampfe der Deutschen mit den Polen nur
die willkommene Gelegenheit sich zu bereichern. Die Vermittlung
mißlang.
Nun erst entschloß sich Plauen, kraft eigenen Willens, ohne Rat
der Gebietiger wie des Landes, den friedlosen Frieden zu brechen
(Herbst 1413). Doch wenn der Plauen wagte das Ungeheure
zu tun, im Orden war einer, der Marschall Küchmeister von Stern-
berg, der wußte noch sicherer, dies Geschlecht werde das Ungeheure
nicht ertragen. Der starke behäbige Mann, ein feiner Diplomat
des gemeinen Schlages, berechnete in diesem welthistorischen Kampfe
nur die niedere Leidenschaft des kleinen Menschen. Die Rechnung
trog ihn nicht. Schon waren die Polen ins Land gefallen und
der Kampf begonnen um die durch Plauens Eifer wohlgerüsteten
Grenzburgen, da verbot der Marschall dem Bruder des Meisters
vorzurücken, die Mannschaft folgte dem Rebellen, und der Kriegs-
zug ward abgebrochen. Nun berief Plauen auf St. Burkhards-
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