wieder erreicht; noch sind dem Handel die Adern unterbunden durch
die Grenzsperre des Nachbarlandes. Doch bleibt es erquickend, zu
gedenken, wie die zähe Arbeit vieler Geschlechter ein gutes Land
gerettet hat aus dem großen Schiffbruche der deutschen Kolonien.
Alltäglich noch tragen Deutsche die Segnung der Kultur gen Osten.
Aber mürrisch wird im Slawenlande der deutsche Lehrer empfan—
gen als ein frecher Eindringling; nur in Preußen blieb er Bürger
und Herr des Bodens, den sein Volk der Gesittung gewann. Nach
Jahrhunderten wieder ist das Grenzland eingetreten in den Staats-
verband der deutschen Nation, enger denn jemals mit dem großen
Vaterlande verbunden. Wie einst die vereinte Kraft des deutschen
Ordens und der Osterlinge den Ruhm der Deutschen in den
fernen Osten trug, so prangen heute, ein glückverheißendes Zeichen,
die vereinten Farben Preußens und der Hansa im Banner unse-
res neuen Reiches. Die militärischen und bürgerlichen Kräfte
deutscher Nation haben abermals einen festen Bund geschlossen,
der so Gott will nie wieder sich lösen wird; und jener Kaiseraar,
den die entlegene Mark in allen Stürmen der Zeit treu bewahrte,
breitet wieder herrschend seine Schwingen über das deutsche Land.
Ein Tor, wer nicht beim Anschauen dieses wirrenreichen und den-
noch stetigen Wandels einer großen Geschichte die vornehme Sicher-
heit des Gemütes sich zu stärken vermag. Kräftigen wir daran —
was der Historie edelste Segnung bleibt — die Freiheit des hellen
Auges, das über den Zufällen, den Torheiten und Sünden des
Augenblicks das unabänderliche Walten weltbauender Gesetze er-
kennt. —
Leipzig 1862
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