Full text: Auswahl für das Feld.

Kant, unter den Werken des Staates — er, der in Preußen wirkte 
und Preußen liebte — auf die alte Macht der Hansa und preist 
also die streitbaren, die modernen Kräfte unseres Volkstums — im 
scharfen und bezeichnenden Gegensatze zu Fr. Schlegel, der in Wien 
zu ähnlichem Zwecke an die romantische Herrlichkeit der Kaiserzeit 
erinnerte. 
In diesem hochbegnadeten Volke soll erweckt werden „der Geist 
der höheren Vaterlandsliebe, der die Nation als die Hülle des 
Ewigen umfaßt, für welche der Edle mit Freuden sich opfert, und 
der Unedle, der nur um des ersteren willen da ist, sich eben 
opfern soll“. Und weiter — nach einem wundervollen Rückblick 
auf die Fürsten der Reformation, die das Banner des Aufstandes 
erhoben nicht um ihrer Seligkeit willen, deren sie versichert waren, 
sondern um ihrer ungeborenen Enkel willen — „die Verheißung 
eines Lebens auch hienieden, über die Dauer des Lebens hinaus, 
allein diese ist es, die bis zum Tode fürs Vaterland begeistern 
kann“. Nicht Siegen oder Sterben soll unsere Losung sein, da 
der Tod uns allen gemein und der Krieger ihn nicht wollen darf, 
sondern Siegen schlechtweg. Solchen Geist zu erwecken, verweist 
Fichte auf das letzte Rettungsmittel, die Bildung der Nation „zu 
einem durchaus neuen Selbst“ — und fordert damit, was in an- 
derer Weise E. M. Arndt verlangte, als er der übergeistigen Zeit 
eine Kräftigung des Charakters gebot. Noch war die Nation in 
zwei Lager gespalten. Die einen lebten dahin in mattherziger 
Trägheit, in der lauwarmen Gemütlichkeit der alten Zeit; ihnen 
galt es eine große Leidenschaft in die Seele zu hauchen: „Wer 
nicht sich als ewig erklärt, der hat überhaupt nicht die Liebe und 
kann nicht lieben sein Volk.“ Das sind dieselben Töne, die später 
Arndt anschlug, wenn er dem Wehrmann zurief: „Der Mensch 
soll lieben bis in den Tod und von seiner Liebe nimmer lassen 
noch scheiden; das kann kein Tier, weil es leicht vergisset.“ Den 
anderen schwoll das Herz von heißem Zorne; schon war unter 
der gebildeten Jugend die Frage, wie man Napoleon ermorden 
könne, ein gewöhnlicher Gegenstand des Gesprächs. Diese wilde 
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