deutschen Burschenschaft. Er förderte, wie schon früher in Jena,
unter den Studierenden den Widerstand gegen den Unsug der
alten Landsmannschaften und warnte die Gesellschaft der „Deutsch-
Jünger“ vor jenen beiden Irrtümern, welche später die Burschen-
schaften lähmten: sie sollten sich hüten, mittelalterlich und deutsch
zu verwechseln, und sorgen, daß das Mittel — die Verbindung
— ihnen nicht wichtiger werde als der Zweck — die Belebung
deutschen Sinnes. —
Endlich erfüllten sich die Zeiten; dies Geschlecht, das er verloren
gab, fand sich wieder; denn so tief war es nie gesunken, als der
Idealist meinte. Die Trümmer der Großen Armee kehrten aus
Rußland heim, die Provinz Preußen stand in Waffen, der ost-
preußische Landtag harrte auf das Wort des Königs. Der König
erließ von Breslau den Aufruf zur Bildung von Freiwilligen-
Korps; aber noch war der Krieg an Frankreich nicht erklärt. Auf
der Straße begegneten den französischen Gendarmen dichte Haufen
still drohender Bauern, die zu den Fahnen zogen; und Fichtes
Schüler zitterten vor Ungeduld, dem Rufe des Königs zu folgen,
doch sie warteten des Lehrers. Wer meinte nicht, daß in diesen
schwülen Tagen der Erwartung ein glühender Aufruf aus Fichtes
Munde wie ein Blitzstrahl hätte einschlagen sollen? — Schlicht
und ernst, wie nach einem großen Entschlusse, tritt er endlich am
19. Februar 1813 vor seine Studenten. Nur selten berichten die
lauten Annalen der Geschichte von dem Edelsten und Eigentüm-
lichsten der großen historischen Wandlungen. So ist auch das
Herrlichste der reinsten politischen Bewegung, die je unser Volk
erhob, noch nicht nach Gebühr gewürdigt — jener Geist schlichter,
gefaßter Manneszucht, der das Ungeheure vollzog so ruhig, so
frei von jedem falschen Pathos, wie die Erfüllung alltäglicher
Bürgerpflichten. Nichts staunenswürdiger an diesen einzigen Tagen,
als jener ernste, unverbrüchliche Gehorsam, der unser Volk selbst
dann noch beherrschte, da die hochgehenden Wogen volkstümlicher
Entrüstung die Decke sprengten, die sie lange gehemmt. Ein Helden-
mut ist es, natürlich, selbstverständlich in den Tagen tieser Bewe-
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