Full text: Auswahl für das Feld.

träume fiel noch die Kunde von der Neujahrsnacht 1814, da 
Blücher bei der Pfalz im Rheine den Grenzstrom überschritt und 
das feindliche Ufer widerhallte von den Hurrarufen der preußi- 
schen Landwehr. Unter solchen Träumen von kriegerischer Größe 
ist der streitbare Denker verschieden am 27. Januar 1814. Sein 
Lob mag er selber sagen: „Unser Maßstab der Größe bleibe der 
alte: daß groß sei nur dasjenige, was der Ideen, die immer 
nur Heil über die Völker bringen, fähig sei und von ihnen be- 
geistert.“ 
Seitdem ist eine lange Zeit vergangen, Fichtes Name ist im 
Wechsel gepriesen worden und geschmäht, ist aufgetaucht und wie- 
der verschwunden. Als die kriegerische Jugend, heimkehrend von 
den Schlachtfeldern, in die Hörsäle der Hochschulen zurückströmte, 
da erst ward offenbar, wie tief das Vorbild des „Vaters Fichte"“ 
in den jungen Seelen haftete. „Die Jugend soll nicht lachen und 
scherzen, sie soll ernsthaft und erhaben sein“, war seine Mahnung, 
und wirklich, wie Fichtes Söhne erschienen diese spartanischen Jüng- 
linge, wie sie einherschritten in trutziger Haltung, abgehärteten Lei- 
bes, in altdeutscher Tracht, hochpathetische Worte voll sittlichen 
Zornes und vaterländischer Begeisterung redend. Die Ideen, 
welche diese jungen Köpfe entzückten, lagen zwar tief begründet 
in der ganzen Richtung der Zeit, aber unzweifelhaft gebührt den 
Lehren Fichtes daran ein starker Anteil. Vor seinem Bilde, dessen 
lautere Hoheit uns kein Schopenhauer hinwegschmähen wird, er- 
füllte sich das junge Geschlecht mit jenen Grundsätzen herber 
Sittenstrenge, die unseren Hochschulen eine heilsame Verjüngung 
brachten. Und welch ein Vorbild der „Deutschheit“ besaß die 
Jugend in ihm, der aus der dumpfen Gemütlichkeit des kursäch- 
sischen Lebens sich emporrang zu jenem vornehmen Patriotismus, 
welcher nur noch „Deutsche schlechtweg“ kennen wollte und den 
Kern unserer Nation in der norddeutsch-protestantischen Welt er- 
blickte. Mochte er immerhin seinen politischen Ideen die abweh- 
rende Weisung hinzufügen: „auf Geheiß der Wissenschaft soll die 
Regierung jene bändigen und strafen, welche diese Lehren auf die 
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