Full text: Auswahl für das Feld.

gewaltiges Reitergefecht, wobei König Murat nur mit Not dem 
Säbel des Leutnants Guido v. d. Lippe von den Neumärkischen 
Dragonern entgangen war. Heute hielt Napoleon selber mit der 
Garde und dem Kerne seines Heeres die dritthalb Stunden lange 
Linie von Dölitz bis Seifertshain besetzt, durch Zahl und Stellung 
den Verbündeten überlegen, 121000 gegen 113000 Mann. Auf 
dem linken Flügel der Alliierten, zwischen den beiden Flüssen, 
vergeudeten die unglücklichen Opfer der Feldherrnkunst Langenaus 
ihre Kraft in einem tapferen, aber aussichtslosen Kampfe; einge- 
klemmt in dem buschigen Gelände vermochten sie ihre Macht nicht 
zu gebrauchen, General Merveldt selbst geriet mit einem Teile 
seines Korps in Gefangenschaft; mit Mühe wurden die Reserven 
dieser Osterreicher aus den Auen über die Pleiße rechtsab auf die 
offene Ebene hinaufgezogen. Es war die höchste Zeit, denn hier 
im Zentrum konnten Kleists Preußen und die Russen des Prinzen 
Eugen sich auf die Dauer nicht behaupten in dem verzweifelten 
Ringen gegen die erdrückende Ubermacht, die unter dem Schutze 
von 300 Geschützen ihre Schläge führte. Die volle Hälfte dieser 
Helden von Kulm lag auf dem Schlachtfelde. Schon glaubt 
Napoleon die Schlacht gewonnen, befiehlt in der Stadt Viktoria 
zu läuten, sendet Siegesboten an seinen Vasallen König Friedrich 
August, der in Leipzig angstvoll der Entscheidung harrt. „Noch 
dreht sich die Welt um uns“ — ruft er frohlockend seinem Daru 
zu. Ein letzter zerschmetternder Angriff. der gesamten Reiterei soll 
das Zentrum durchbrechen. Noch einmal dröhnt die Erde von 
dem Feuer der 300 Geschütze, dann rasen 9000 Reiter in ge- 
schlossener Masse über das Blachfeld dahin, ein undurchdringliches 
Dickicht von Rossen, Helmen, Lanzen und Schwertern. Da kommen 
die österreichischen Reserven aus der Aue heran, und während die 
Reitermassen, atemlos von dem tollen Ritt, allmählich zurückgedrängt 
werden, setzen sich die Verbündeten nochmals in den verlorenen Dör- 
fern fest und am Abend behaupten sie fast wieder dieselbe Stellung 
wie am Morgen. Schwarzenbergs Angriff war gescheitert, doch der 
Sieger hatte nicht einmal den Besitz des Schlachtfeldes gewonnen. 
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