Full text: Auswahl für das Feld.

gimentern umgeschlagen! Wunderbar lange hatte die ungeheure 
Macht des deutschen Fahneneides die Truppen des Rheinbundes 
bei ihrer Soldatenpflicht festgehalten; außer einigen vereinzelten 
Bataillonen waren bisher nur zwei westfälische Reiterregimenter 
zu den Verbündeten übergegangen. Mit dem Glücke schwand auch 
das Selbstgefühl der napoleonischen Landsknechte; sie begannen 
sich des Krieges gegen Deutschland zu schämen, sie empfanden 
nach, was ihr Landsmann Rückert ihnen zurief: 
Ein Adler kann vielleicht noch Ruhm erfechten, 
Doch sicher ihr, sein Raubgefolg, ihr Raben 
Erfechtet Schmach bei kommenden Geschlechten! 
Die Sachsen fühlten sich zudem in ihrer militärischen Ehre gekränkt 
durch die Lügen der napoleonischen Bulletins; sie sahen mit Un- 
mut, wie ihre Heimat ausgeplündert, ihr König von Ort zu Ort 
hinter dem Protektor hergeschleppt wurde; und sollten sie mit nach 
Frankreich entweichen, wenn Napoleon die Schlacht verlor und 
Sachsen ganz in die Gewalt der Verbündeten fiel? Selbst die 
Franzosen empfanden Mitleid mit der unnatürlichen Lage dieser 
Bundesgenossen; Reynier hatte bereits den Abmarsch der Sachsen 
nach Torgau angeordnet, als das Anrücken der Nordarmee die 
Ausführung des wohlgemeinten Befehls verhinderte. Nur König 
Friedrich August zeigte kein Verständnis für die Bedrängnis seiner 
Armee noch für seine eigene Schande. Unwandelbar blieb sein 
Vertrauen auf den Glücksstern des Großen Alliierten: noch wäh- 
rend der Schlacht verwies er seine Generale trocken auf ihre Sol- 
datenpflicht, als sie ihn baten, die Trennung des Kontingents von 
dem französischen Heere zu gestatten. Die deutsche Gutmütigkeit 
wollte dem angestammten Herrn so viel Verblendung nicht zu- 
trauen. Die Offiziere glaubten fest, ihr König sei unfrei; keines- 
wegs in der Meinung, ihren Fahneneid zu brechen, sondern in 
der Absicht, das kleine Heer dem Landesherrn zu erhalten, be- 
schlossen sie das Argste, was der Soldat verschulden kann, den 
Ubergang in offener Feldschlacht. In der Gegend von Pauns- 
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