erwiesen. Und doch kam dieser krampfhafte Jubel, der so seltsam
abstach von der gehaltenen Stille drüben im englischen Lager, aus
gepreßten Herzen: das Bewußtsein der Schuld, die Ahnung eines
finsteren Schicksals lag über den tapferen Gemütern. Zehn Stunden
noch, und die verwegene Hoffnung des deutschen Schlachtendenkers
war erfüllt, und dies herrliche Heer mit seinem Trotze, seinem
Stolze, seiner wilden Männerkraft war vernichtet bis auf die letzte
Schwadron.
Um ½12 Uhr begann Napoleon die Schlacht, ließ seinen lin-
ken Flügel gegen das Schloß Goumont vorgehen, während er zu-
gleich auf seiner Rechten die Anstalten für den entscheidenden Stoß
traf. Vier Divisionen Fußvolk scharten sich dort zu einer riesigen
Heersäule zusammen; eine bei Belle Alliance aufgestellte große
Batterie bereitete durch anhaltendes Geschützfeuer den Angriff vor.
Gegen ½2 Uhr führte General Erlon die gewaltige Infanterie-
masse wider den linken Flügel der Briten heran. Aber noch be-
vor diese Bewegung begann, wurde der Imperator bereits durch
eine unheimliche Nachricht in der kalten Sicherheit seiner Berech-
nungen gestört. Er erfuhr um 1 Uhr durch einen aufgefangenen
Brief, daß General Bülow auf dem Marsche sei gegen die rechte
Flanke der Franzosen; und während er auf der Höhe bei Ros-
somme, im Rücken des Zentrums, an seinem Kartentische stand,
glaubte er auch schon fern im Osten bei dem hochgelegenen Dorfe
Chapelle St. Lambert dunkle Truppenmassen zu bemerken, die als-
bald zwischen den Wellen des Bodens wieder verschwanden. Ein
sofort ausgesendeter Adjutant bestätigte die Vermutung. Gewalt-
sam suchte sich der Kaiser zu beruhigen und schickte vorläufig zwei
Kavalleriedivisionen ostwärts über den rechten Flügel der Schlacht-
stellung hinaus. Es war ja doch sicher nur das eine Korps
Bülows, vielleicht nur ein Teil davon, und ehe die Preußen in
die Schlacht eingreifen konnten, mußte Wellington geschlagen sein.
Seinen Offizieren aber sagte Napoleon mit zuversichtlicher Miene,
Marschall Grouchy ziehe zur Unterstützung der rechten Flanke her-
bei: die Armee durfte von der Gefahr nichts ahnen. Während-
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