Full text: Auswahl für das Feld.

gerten die Verwirrung. Entscheidend blieb doch, daß diesem Heere 
bei all seinem stürmischen Mute die sittliche Größe fehlte. Was 
hielt diese Meuterer zusammen? Allein der Glaube an ihren 
Helden. Nun dessen Glücksstern verbleichte, waren sie nichts mehr 
als eine zuchtlose Bande. 
Die Sonne war schon hinter dicken Wolken versunken, als die 
beiden Feldherren eine Strecke südlich von dem Hofe von Belle 
Alliance miteinander zusammentrafen; sie umarmten sich herzlich, 
der bedachtsame Vierziger und der feurige Greis. Nahebei hielt 
Gneisenau. Endlich doch ein ganzer und voller Sieg, wie er ihn 
so oft vergeblich von Schwarzenberg gefordert; endlich doch eine 
reine Vergeltung für allen Haß und alle Schmach jener entsetz- 
lichen sieben Jahrel Es sang und klang in seiner Seele; er dachte 
an das herrlichste der friderizianischen Schlachtfelder, das er einst 
von seiner schlesischen Garnison aus so oft durchritten hatte. „Ist 
es nicht gerade wie bei Leuthen?“ — sagte er zu Bardeleben und 
sah ihn mit strahlenden Augen an. Und wirklich, wie einst bei 
Leuthen bliesen jetzt die Trompeter das Nun danket alle Gott! 
und die Soldaten stimmten mit ein. Aber Gneisenau dachte auch 
an die Schreckensnacht nach der Schlacht bei Fena, an jene Stun- 
den im Webichtholze, da er die Todesangst eines geschlagenen 
Heeres, die dämonische Wirkung einer nächtlichen Verfolgung mit 
angesehen. Noch gründlicher als einst an der Katzbach sollte heute 
der Sieg ausgebeutet werden. „Wir haben“, rief er aus, „ge- 
zeigt, wie man siegt, jetzt wollen wir zeigen wie man verfolgt."“ 
Er befahl Bardeleben, mit einer Batterie den Fliehenden auf den 
Hacken zu bleiben, immer aufs Geratewohl in das Dunkel der 
Nacht hineinzuschießen, damit der Feind nirgends Ruhe fände. 
Er selber nahm was von Truppen zur Hand war mit sich, bran- 
denburgische Ulanen und Dragoner, Infanterie vom 15. und 25. 
und vom 1. pommerschen Regimente; Prinz Wilhelm der Altere, 
der die Reservereiterei des Bülowschen Korps geführt, schloß sich 
ihm an. 
So brauste die wilde Jagd auf der Landstraße dahin; nirgends 
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