Full text: Auswahl für das Feld.

hielten die Flüchtigen stand. Erst bei Genappe, wo die Straße 
auf einer engen Brücke das Tal der Dyle überschreitet, versuchten 
die Trümmer der kaiserlichen Garde den Ulanen zu widerstehen; 
doch kaum erklang, gegen 11 Uhr, der Sturmmarsch des preußi- 
schen Fußvolks, so brachen sie auseinander. General Lobau und 
mehr als 2000 Mann gerieten hier in Gefangenschaft; auch der 
Wagen Napoleons mit seinem Hut und Degen ward erbeutet. 
Welche Uberraschung als man die Sitzkissen aufhob; der große 
Abenteurer hatte sich die Mittel sichern wollen für den Fall der 
Flucht, den Wagen über und über mit Gold und Edelsteinen an- 
gefüllt. Die armen pommerschen Bauernburschen standen vor dem 
Glanze fast ebenso ratlos wie einst die Schweizer bei Granson vor 
dem Juwelenschatze des Burgunderherzogs; mancher verkaufte einen 
kostbaren Stein für wenige Groschen. Das prächtige Silbergeschirr 
des Imperators behielten die Offiziere der Fünfundzwanziger und 
schenkten es der Lieblingstochter ihres Königs als Tafelschmuck. 
Gneisenau aber und Prinz Wilhelm ritten nach kurzem Ver- 
schnaufen rastlos weiter. Drüben jenseits der Dyle glaubten die 
Franzosen sicher zu sein und hatten sich zur Beiwacht gelagert. 
Mindestens siebenmal wurden sie durch die nachsetzenden Preußen 
von ihren Feuern aufgescheucht. Als sein Fußvolk nicht mehr 
weiter konnte, ließ Gneisenau einen Trommler auf ein Beutepferd 
aufsitzen; der mußte schlagen was das Kalbfell aushalten wollte, 
und weiter ging es mit den Ulanen und etwa fünfzig Füsilieren, 
die noch aushielten. Wie viele Scharen der Franzosen sind dann 
noch vor dem Klange dieser einzigen Trommel auseinandergelaufenl 
Die Straße war übersät mit Waffen, Tornistern und allerhand 
Getrümmer, wie einst der Weg von Roßbach nach Erfurt. Beim 
Morgengrauen ward das Schlachtfeld von Quatrebras erreicht, 
aber erst jenseits, in Frasnes, nach Sonnenaufgang hielten die 
erschöpften Verfolger ein. Sie hatten die Zerrüttung des feind- 
lichen Heeres so bis zur völligen Auflösung gesteigert, daß sich 
von den Kämpfern von Belle-Alliance nur 10000 Mann, lauter 
ungeordnete Haufen, nachher in Paris wieder zusammenfanden. 
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