Full text: Auswahl für das Feld.

geschändet, seine Felder verwüstet, seine Städte geplündert sah, das 
in heiligem Zorne betete: Rettung vor dem Joch der Knechte! und 
dann, auf das AÄrgste still gefaßt, den ungleichen Kampf wagte. 
In heller Freude vielmehr erhob sich auf des Königs Wink eine 
freie, starke, stolze Nation; sie kannte ihre Kraft, aus dem brau- 
senden Getöse der Volksversammlungen und des Straßenlärmes, 
der Zeitungen und der Flugschriften erklang übermächtig der eine 
Ruf: wir müssen, wir werden siegen. Dichter haben den greisen 
Herrscher, wenn er einherritt vor seinen Paladinen, wohl mit den 
Heerkönigen des germanischen Altertums verglichen. König Wilhelm 
war mehr, er war ein Held unserer Zeit, der gebietende monar— 
chische Führer einer ungeheuren demokratischen Massenbewegung, 
die alle Höhen und Tiefen unseres Volkes erschütterte und ihres 
Zieles sicher über alle Bedenken zaudernder Höfe im Sturme hin— 
wegschritt. Das verstand sich von selbst, daß die alten treuen Adler— 
lande Preußens freudig zu den Waffen griffen. Hier sprach man 
noch auf jedem Bauernhofe vom alten Fritz und vom alten Blücher. 
Hier hingen selbst in den französischen Kirchen die Tafeln mit dem 
Eisernen Kreuz und der Inschrift: Morts pour le roi et la patrie; 
und die langen Reihen der französischen Namen darunter erzählten, 
wie tief ein edler Staat edle Fremdlinge mit seinem Geiste zu 
durchdringen vermag. Aber auch in den kleinen Staaten, die so 
lange der Siegesfreude entbehrt hatten und jetzt erst lernten, was 
ein Volk in Waffen ist, erwachte überall der gleiche Eifer und die 
gleiche Zuversicht. 
Dann fügte es ein gnädiges Geschick, daß gleich beim Beginn 
des Krieges das Schuldbuch deutschen Bruderstreites zerrissen, alle 
Sünden alten Haders für immer abgetan wurden. Die Bayern, 
die schon dreimal der Freundschaft Preußens die Rettung ihres 
Staates verdankten, neuerdings aber, durch die Verblendung des 
Hofes, sich ihrem alten natürlichen Bundesgenossen ganz entfremdet 
hatten, halfen jetzt, von Preußens Kronprinzen geführt, die ersten 
Siege des Feldzuges bei Weißenburg und Wörth mit erfechten. 
Unser Fritz mit seinem gütigen, strahlenden Lächeln ward ihrer 
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