Full text: Auswahl für das Feld.

begann, fest um den führenden König. Darum konnten sie, nach 
altem deutschen Fürstenrecht, nun selber ihren Kaiser küren und 
sich den gebührenden Anteil an der neuen Reichsgewalt wahren. 
Dort in Frankreich wurde der erste Grund gelegt zu jenem un— 
sichtbaren deutschen Fürstenrate, der etwas anderes ist als der 
Bundesrat, der in keinem Artikel der Reichsverfassung verzeichnet 
steht und doch handgreiflich, immer zum Heile des Vaterlandes 
wirkt; noch niemals hat in ernster Stunde den Hohenzollernschen 
Kaisern die treue Hilfe der Fürsten gefehlt. Die konservativen 
Parteien Preußens waren mutig eingetreten für die Umgestaltung 
des Heeres, doch der deutschen Politik des neuen Bundeskanzlers 
anfangs nicht ohne Mißtrauen gefolgtz jetzt sahen sie die Kriegs- 
herrlichkeit ihres Königs gefestigt und erkannten bald, daß die 
revolutionäre Idee der deutschen Einheit in Wahrheit nichts an- 
deres bedeutete als den Sieg der monarchischen Ordnung über 
dynastische Anarchie. Eine späte Genugtuung war den alten Gothaern 
beschieden, den verlachten Professoren der Frankfurter Paulskirche. 
Wohl hatten sie geirrt, als sie das Kaisertum durch den Macht- 
spruch eines Parlaments zu erzwingen dachten; jetzt blieb ihnen 
doch die Ehre der ersten Pfadfinder des nationalen Gedankens. 
Wort für Wort ging in Erfüllung, was ihr Führer Dahlmann 
im Frühjahr 1848 gesagt hatte: Wenn Deutschlands einträchtiger 
Fürstenrat einen Fürsten seiner Wahl als erbliches Reichsober- 
haupt dem Reichstage zuführe, dann würden Freiheit und Ordnung 
selbander bestehen. Selbst die Demokraten, sofern sie nicht ganz 
in den Wolken schweiften, durften sich eines Erfolges freuen. Ihr 
bester Mann, Ludwig Uhland, hatte doch recht behalten, als er 
weissagte: es wird kein Haupt über Deutschland leuchten, das nicht 
mit einem reichlichen Tropfen demokratischen Ols gesalbt ist. Ohne 
die Mitwirkung der Parlamente des Norddeutschen Bundes und 
der Südstaaten konnte dies neue Kaisertum nicht entstehen. 
Am schwersten waren die Anhänger Osterreichs, die Großdeutschen, 
geschlagen, so schwer, daß selbst ihr Parteiname spurlos verschwand. 
Aber die Ehrlichen unter ihnen hatten den „kleindeutschen Gegen- 
—.
	        
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