Full text: Auswahl für das Feld.

Regierung Friedrich Wilhelm J. für Preußen bedeutete, das konnte 
die Welt erst einsehen in den Tagen Friedrichs des Großen, als 
mit einem Male die ungeheure Kraft, die sich angesammelt hatte, 
nach außen hervortrat. Ahnliches gilt von dem Jahre 1866. 
Eben weil der Krieg nur die gewaltsame Form der Politik ist, 
so entscheidet in ihm niemals das Technische allein, sondern vor 
allem die Politik, die ihn leitet. Es ist höchst bezeichnend, daß 
1848 und 1849, als Wrangel und Prittwitz mit den Dänen wohl 
hätten fertig werden können, der König, der einen gewissen Schauder 
vor dieser Bewegung hatte und sich außerdem vor Rußland fürchtete, 
selber nicht wußte was er wollte. Für Halbheiten aber kann sich 
ein Heer nicht schlagen. Jeder Krieg ist der Natur der Sache 
nach radikal, und in sehr vielen Fällen wird die Tüchtigkeit der 
Truppen nichts vermögen gegen die Willenlosigkeit und Ziellosig— 
keit der Politik, der sie zu dienen haben. 
Daraus folgt weiter, daß ein wirklicher Feldherr großen Stils 
immer zugleich ein Staatsmann sein muß. Sehen Sie in Moltkes 
Briefen die Sicherheit seines Blickes in großen politischen Fragen. 
Und ganz dasselbe gilt von einem solchen genialen Naturkind wie 
Blücher. Blücher war ein politisches Genie, man erstaunt immer 
von neuem darüber. Auf die Orthographie kommt es nicht an, 
sondern darauf, daß er immer die Dinge sieht wie sie sind; er 
weiß immer genau, wie es steht in den unendlich verworrenen 
Lagen. Wie klassisch ist sein Verhalten beim Beginne des Krieges 
18151! Jedermann glaubte, es würde wieder einen langen und 
langweiligen Krieg im Schwarzenbergischen Koalitionsstile geben, 
Blücher allein war anderer Meinung. „Wir werden rasch zu Ende 
kommen,"“ schrieb er damals, „die Franzosen habe ich vor mich, 
den Ruhm hinter mich, balde wird es knallen; denn der Bona- 
parte hat ja gar nichts.“ Napoleon besaß ein nach seiner Qualität 
ausgezeichnetes Heer, vielleicht das beste, das er überhaupt be- 
fehligt hat. Aber es war zu klein, er gebot nur über das eigent- 
liche Frankreich. Das zu erkennen scheint uns heute so einfach, 
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