Full text: Auswahl für das Feld.

Gesinnung führen können, wenn nicht zu allen Zeiten in jedem 
gesunden Heere ein sittliches Gegengewicht vorhanden gewesen wäre: 
ein starkes Gefühl ritterlicher und persönlicher Ehre. Diese Emp— 
findung, die sich in dem Wesen des miles romanus der Legion 
ebenso ausspricht wie in der chevaleresken Sitte des Mittelalters 
und in dem stolzen militärischen Selbstbewußtsein des modernen 
Heeres, ist kein Vorurteil, sie ist im Wesen des Heeres gegeben 
und als ein Segen zu betrachten. Es muß eine solche Krieger- 
ehre geben; ein tapferer Mann, der sich zu unbedingtem Gehorsam 
verpflichtet hat, würde sich innerlich unwürdig fühlen, wenn er 
nicht die Gewißheit hätte: ich bin jeden Augenblick bereit mein 
Leben zu opfern, darum muß ich den Schild meiner Ehre stets 
blank erhalten. Wer das irgend bezweifelt, der tastet dem Soldaten 
sein einziges Ich an, das ihm noch geblieben ist; jede Beleidigung 
ist hier eine Schändung des innerlichsten Wesen des Mannes. 
Aus der Erkenntnis, daß der Krieg nur die gewaltsame Form 
der auswärtigen Politik ist, ergibt sich weiter, daß die Gestaltung 
des Heerwesens mit der Verfassung des Staates auf das innigste 
zusammenhängt, und wiederum aus der Organisation des Heeres 
ergeben sich ganz verschiedene Formen der Kriegführung. Weil 
das Mittelalter aristokratisch war, wurden seine Schlachten ge— 
schlagen von der Reiterei, die immer eine aristokratische Waffe ge— 
wesen ist. Das sehen wir heute noch nachwirken. Wo die Reiterei 
ein zu starkes Ubergewicht gewinnt, ist das stets ein Zeichen, daß 
die wirtschaftlichen Zustände in einem Volke noch unfertige sind 
und daß die Macht der Aristokratie im Staate eine zu unbedingte 
geworden ist. Alle Völker auf höherer Kulturstufe sehen sich ge- 
zwungen, die Reiterei einzuschränken; sie hat auf dem kupierten 
Terrain eines Kulturlandes. gar nicht mehr Raum genug sich zu 
entwickeln. Andrerseits sind die technischen Waffen zu allen Zeiten 
bürgerlich gewesen. Bei Handelsvölkern mit ihrer Technik und ihrem 
Kopital ist immer das Maschinenwesen am besten ausgebildet. Tech- 
nisch sind in der Kriegführung die Karthager das bedeutendste 
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