Full text: Auswahl für das Feld.

Staatskunst. Er lernte die verständigen Grundsätze jenes nahezu 
modernen Absolutismus kennen, welchen der Staufer zum guten 
Teile den Sarazenen abgesehen hatte und in seiner sizilianischen 
Heimat durchführte. Der Staat übte hier eine vielseitige Tätig— 
keit, wovon die germanische Welt vordem nichts ahnte, ein zahl- 
reiches wohlgeschultes Beamtentum entfaltete alle Mittel fiskalischer 
Politik, eine kodifizierte Gesetzgebung hielt das Ganze in strenger 
Regel. Aber neben diesem wälschen Keiser, inmitten sarazenischer 
Leibwächter und leichtfertiger südländischer Sänger blieb Salza ein 
Deutscher. Und während der geistvolle Kaiser mit seinen skeptischen 
Gelehrten gern der christlichen Glaubensätze spottete, und die Welt 
sich von den sußen Sünden des kaiserlichen Harems zu Luceria 
erzählte: der kirchliche Glaube des Hochmeisters blieb unerschüttert, 
sein Wandel unsträflich. Der kluge überlegene Kopf verstand, sich 
zwischen den streitenden Mächten des Kaisertums und der Kirche 
hindurchzuwinden, beide für seines Ordens Größe zu benutzen. 
Bald ward der besonnene maßvolle Mann der gesuchte glückliche 
Vermittler in den Kämpfen der Weltmächte. So bereiste er Deutsch- 
land, um den Dänenkönig Waldemar zu bewegen, daß er seinen 
Ansprüchen auf Holstein entsage, und beschwichtigte die aufsässigen 
Städte der Lombardei. Noch in späten Jahren betrieb er den 
Friedensschluß zwischen Papst und Kaiser: er war allein zugegen, 
als zu Anagni die beiden im Zwiegespräche sich verständigten. 
Für solche Dienste überhäufte der Kaiser den Unentbehrlichen 
mit Gnaden und schenkte ihm den schwarzen Reichsadler in das 
Herzschild des Hochmeisterkreuzes. Wie hätte dem klarblickenden 
Staatsmanne bei seinem wiederholten Verweilen zu Akkon ent- 
gehen sollen, daß des Ordens Besitz im Oriente schwer gefährdet, 
der Sinn der Christenheit der „lieben Reise“ in das Heilige Land 
entfremdet sei? Bereits trug er sich mit dem Plane, dem Orden 
im Abendlande eine gesicherte Heimat zu gründen — denn so lange 
nicht ein anderes erwiesen wird, muß es bei der Dürftigkeit der 
Quellen gestattet sein, den Ruhm dieses Gedankens dem Hoch- 
meister zuzuweisen — und gern schickte er eine Schar seiner Ritter, 
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