Sachsenfürst Bruno, der erste deutsche Mann, der dies ungastliche
Gestade betrat, als ein Blutzeuge des christlichen Glaubens. Jetzt,
im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts, nahm der Zisterzienser—
mönch Christian von Oliva diese Versuche wieder auf, er gründete
die ersten christlichen Kirchen jenseits der Weichsel und wurde vom
Papste zum Bischof von Preußen erhoben: die heilige Jungfrau,
die weithin am fischreichen Strande der Ostsee als die Schirmerin
der Küsten galt, sollte auch das Land am Frischen Haff beherrschen.
Die Kurie nahm das Heidenland als eine Stätte der Bekehrung
in ihren besonderen Schutz, nach jenem notwendigen Rechte, das
von den Kulturvölkern jederzeit wider die Barbaren behauptet
wird und damals nach dem Glauben der Christenheit unzweifel—
haft dem Heiligen Stuhle zustand. Aber kaum hatte der Bischof
im Bunde mit dem Herrn des Kulmerlandes, dem Herzoge
Konrad von Masovien, ein Kreuzheer in das Heidenland geführt,
so erhoben sich die Preußen, vernichteten jede Spur christlicher
Niederlassungen und trugen Mord und Brand in das Gebiet des
polnischen Herzogs. Der Herzog — ohne Rückhalt an der Anarchie
und dem unreifen Christentum der Polen — rief endlich den Tod—
feind Polens, den Deutschen zu Hilfe.
Hermann von Salza gewährte seinen Beistand, aber nicht als
Hilfstruppen sollten die Kreuzheere der deutschen Herren auftreten.
Der Plan, dem Orden einen Staat zu gründen, gedieh jetzt zur
Reife. Leicht war der Kaiser beredet, dem Orden das Kulmer-
land und alle künftigen Eroberungen in Preußen mit aller Ge-
richtsbarkeit und Herrlichkeit eines Reichsfürsten zu verleihen (1226).
Sodann ward Konrad von Masovien veranlaßt, sein Kulmerland
dem Orden abzutreten (1230). Endlich (1234) bewog der Hoch-
meister den Papst, das Land für ein Eigentum St. Petri zu er-
klären und dem Orden gegen einen mäßigen Kammerzins an die
Kurie zu überlassen. So entschied sich alsbald jene zweifelhafte
Stellung Preußens zum Deutschen Reiche, die sich später bitter-
lich rächte. Doch entschieden war auch, daß ein deutscher Staat
sich zwischen Polen und das Meer drängen sollte, entschieden
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