damit die ewige Feindschaft zwischen Polen und dem Ordensstaate.
Allerdings bieten die Urkunden keinen Anhalt für die neuerdings
von Watterich und andern gewagte Behauptung, durch die Grün—
dung des Ordensstaates seien die Rechte des Bischofs Christian
und des Herzogs Konrad verletzt worden. Aber gewiß bleibt, daß
die Interessen der beiden mit den hochstrebenden Plänen des Or—
dens keineswegs zusammenfielen. Der Bischof durfte nicht wün—
schen unter die Oberherrlichkeit des Ritterstaates zu geraten; war
doch in dem benachbarten Livland der Schwertorden abhängig
von dem Erzbischof von Riga! Noch weniger konnte der polnische
Herzog die Gründung eines deutschen Staates an der Ostsee er—
streben. Nur zögernd — wie die Urkunden zeigen — in äußerster
Bedrängnis entschloß er sich, das Kulmerland aufzugeben, das
jetzt der Ausgangspunkt ward für die deutsche Eroberungspolitik.
Mit dem Jahre jener päpstlichen Schenkung endet die anfängliche
Unterstützung des Ordens von seiten der Polen. Sie beginnen
zu begreifen, daß der politisch-nationale Gegensatz stärker sei als
die religiöse Gemeinschaft; nur die eigene Zerrissenheit und die
Unsicherheit barbarischer Politik hindert sie, schon jetzt den natür—
lichen Weg offenen Kampfes gegen den Orden zu betreten.
Alle Hebel geistlicher Gewalt setzte die Kurie in Bewegung,
um dem Orden von St. Marien die Eroberung des Heidenlandes
für seine Schutzheilige zu sichern. Das Kreuz ward gepredigt im
Reiche. Wer teilnahm an der Kreuzfahrt — sogar die der Brand—
stiftung und der Mißhandlung von Geistlichen Schuldigen, ja
selbst die Ghibellinen — war jeder Buße ledig, und gern willigte
der Papst in die Ehescheidung der Gatten, die unter die „neuen
Makkabäer in der Zeit des Heils“ treten wollten. Es war die
Zeit, da das Papsttum den Höhepunkt seiner weltlichen Macht
erreicht hatte, da der römische Stuhl in Portugal widerstandslos
einen König stürzen, in Island der Republik ein Ende setzen, in
Deutschland die Königswahl ohne päpstliche Bestätigung für un-
gültig erklären konnte. War an sich schon jeder Kreuzzug ein
Vorteil für die geistliche Gewalt, so durfte Rom hoffen, in dem
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