Full text: Auswahl für das Feld.

begraben. Die politisch und militärisch zersplitterte Macht der 
Preußen muß endlich der fest organisierten Minderzahl der Deut- 
schen weichen, und nach dem ersten großen Siege an der Sirguna 
(1234) hallt wieder und wieder durch das Land das übermütige 
Lied der Eroberer: „Wir wollen alle fröhlich sein, die Heiden sind 
in großer Pein.“ Sechs Jahre darauf wird ein erster großer 
Aufstand der Unterjochten blutig niedergeschlagen. Immer häufiger 
wird durch den Ruf solcher Siege waglustiger deutscher Adel zur 
Kriegsreise nach Preußen gelockt. Auch Ottokar der Böhmenkönig 
unternimmt eine Preußenfahrt, die von der Sage mit einer bunten 
Fülle abenteuerlicher Züge ausgeschmückt wird. Nachdem die 
Wasserstraße der Weichsel und des Frischen Haffs gewonnen und 
durch die Feste Elbing gesichert ist, rüstet sich der Orden, den Kern 
der Heidenmacht, das Samland, zu erobern. Das uralte Heilig- 
tum, der Wald von Romove, wird genommen, die Götter-Eiche 
fällt unter den Artschlägen christlicher Priester, und der erste sam- 
ländische Edle wird auf den Namen des Böhmen getauft, der mit 
slawischer Wahrheitsliebe sich rühmt, das gesamte Volk Samlands 
getauft und das Böhmer-Reich von der Adria bis zur baltischen 
See vergrößert zu haben. Doch unter diesem phantastischen Ge- 
baren bleibt des Ordens nüchterne militärische Staatskunst un- 
verändert, das System der vorgeschobenen Posten wird stetig er- 
weitert. Noch ehe Samland erobert worden, schickt er Truppen 
und frönende Bauern über die Kurische Nehrung, gründet die 
Memelburg. Dem königlichen Gaste zu Ehren wird eine Feste 
in Samland errichtet, empfängt den Namen Königsberg und einen 
Ritter mit gekröntem Helm in ihr Wappen (1255), und Ottokars 
Kampfgenosse, der Askanier Markgraf Otto III. schenkt der neuen 
Feste Brandenburg am Haff seinen roten Adler in ihr Wappen. 
Noch höher, bis zu dem verwegenen Plane der Herrlichkeit über 
die Ostsee, erhoben sich die Gedanken des jungen Militärstaats. 
Schon im Jahre 1237 ward der livländische Schwertorden mit 
dem deutschen Orden vereinigt. Also sah Hermann von Salza 
zwei Jahre vor seinem Tode seinen jüngst noch heimatlosen Orden 
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